1. Verhext 01


    Datum: 30.11.2018, Kategorien: Sci-Fi & Phantasie Autor: byspkfantasy

    ... und Ihnen den nötigen Respekt entgegen bringen."
    
    Ihr potentieller Arbeitgeber sah nach ihrer Erklärung ziemlich erleichtert aus und er machte auch kein Hehl daraus:
    
    „Fräulein Krone, es freut mich zu erkennen, dass Sie Rücksicht auf meine besondere Situation in Chile nehmen. Dann kann ich auch gleich bekennen, dass ich Frauen gegenüber schüchtern bin. Es würde mich also freuen, wenn Sie bei gesellschaftlichen Anlässen hier und in Chile darauf Rücksicht nehmen und mir peinliche Situationen ersparen. Darf ich Ihnen also das Angebot von freier Kost und Logis nebst einem Gehalt von vierhundertfünfzig D-Mark ab morgen anbieten?"
    
    Elisabeth wusste von Herrn Hitzstein, dass Haushälterinnen bestenfalls ca. bei der Hälfte des angebotenen Gehaltes lagen. Das war ein großzügiges Angebot. Daneben gefiel ihr auch die Offenheit, mit der Herr von Grafenrausen über seine Probleme sprach.
    
    „Ja, Herr von Grafenrausen -- ich bin einverstanden."
    
    Plötzlich fiel eine Mauer in ihrem Gedächtnis weg. Der Onkel mütterlicherseits ihres Mannes hieß so ähnlich wie von Grafenrausen -- und sie war ihrem zukünftigen Mann mit achtzehn Jahren als junges Mädchen wegen Heirat im Jahre 1929 gefolgt. Sie wurde bleich. Eigentlich sollte sie damit jetzt 50 Jahre alt sein, aber es gab keinen Zweifel, dass sie um die dreißig Jahre alt war. Was war nur geschehen? Sie fühlte ihre Knie weich werden und hatte plötzlich das Bild vor Augen, wie sie den Brief in 1943 bekam, dass ihr Mann im Krieg als ...
    ... U-Bootfahrer gefallen war. Die ganze Angst eines sehr fürchterlichen Krieges überfiel sie. Sie wusste plötzlich, dass sie ihre Trauer vor längerer Zeit schon verarbeitet hatte, aber nicht für wie lange. Sie hatte den Brief direkt vor Augen, aber sein Nachname und damit auch der ihre waren nicht erkennbar. Wurde sie jetzt ganz verrückt? Gedächtnisverlust gab es, das wusste sie. Aber sie hatte noch nie von einem Fall gehört, wo jemand sich an ein früheres Leben erinnerte, aber nicht an die eigene Zeit. Und etwas anderes konnte sie sich nicht vorstellen. Sie konnte nicht all die Jahre von 1943 bis heute in 1961 als Dornröschen verschlafen haben -- das gab es nur im Märchen. Sie musste jetzt unbedingt alleine sein und sie musste mehr über die vergangenen Jahre wissen.
    
    „Herr von Grafenrausen -- können wir morgen den Arbeitsvertrag abschließen? Ich muss heute noch dringend etwas erledigen."
    
    Er nickte nur und ließ sie gehen. Er schien auch in seinen eigenen Gedanken versunken zu sein.
    
    Jakob hinterfragt seine eigene Entscheidung
    
    Er zweifelte sofort nach ihrem Weggang an seiner Entscheidung. Warum hatte er sich sofort entschieden, ohne noch einmal darüber zu schlafen? Das sah ihm so gar nicht ähnlich. Andererseits pochte sein Herz schnell. Die Ähnlichkeit von Maria Elisabeth Krone mit seiner Mutter ging ihm nicht aus dem Sinn. Hatte er deswegen seine übliche Vorsicht fallen lassen? Er war auf eine unsägliche Art und Weise fasziniert von dieser Ähnlichkeit -- und er fühlte deswegen ...
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