1. Ilka (1)


    Datum: 04.12.2018, Kategorien: Schamsituation Autor: Anonym

    KAPITEL 1
    
    Ilka schlug die Augen auf. Verwirrt schaute sie sich um. Wo war sie? Bilder entstanden in ihrem Kopf. Bilder von gestern Abend. Carsten und sie waren bei Gopal, ihrem Reiseleiter und seiner Frau Daya zum Abendessen eingeladen gewesen. Zur Begrüßung hatte ihnen Daya einen Drink serviert. Er schmeckte sehr exotisch. Und irgendetwas musste mit diesem Drink nicht in Ordnung gewesen sein, denn schon nach wenigen Minuten war ihr plötzlich schwindelig geworden, alles um sie herum hatte sich gedreht. Dann wurde es dunkel.
    
    Was war dann passiert? Wo war sie jetzt und wie war sie hierher gelangt? Wo war Carsten? Hatte man sie entführt? Ihr Blick irrte durch den Raum. Sie lag auf einem Sofa. Prachtvolle Teppiche hingen an den Wänden. Durch ein kunstvoll gestaltetes Mosaikfenster schien die Sonne hell herein.
    
    Sie hörte Schritte. Eine Tür öffnete sich. Eine Frau, vielleicht 19 oder 20 Jahre alt, dunkelblond, betrat den Raum. Sie trug den landestypischen Sari, war aber zu Ilkas großem Erstaunen keine Inderin. Sie sprach Ilka auf Deutsch an. „Hallo Ilka, willkommen im Palast des Maharajas
    
    von Jaipur. Mein Name ist Ajala. Ich bin die Adoptivtochter des Maharajas und habe wie du eine deutsche Mutter. Ich wurde hier im Palast geboren. Sicher wirst du dich fragen, warum du hier bist. Du bist auserwählt worden, die neue Liebesdienerin des Maharajas zu werden.“
    
    Ilka riss fassungslos die Augen auf. Sie war entführt worden, um das Lustspielzeug für irgendeinen ...
    ... orientalischen Herrscher zu werden? Und überhaupt, Maharajas gab es doch gar nicht mehr. Das hier konnte doch nur ein Traum sein. Ajala lächelte. „Ich weiß, dass das hier jetzt alles sehr viel auf einmal für dich ist. Genauso ging es meiner Mutter vor 20 Jahren auch. Auch sie wurde damals von meinem Großvater, dem Vater des jetzigen Maharajas auserwählt. Es ist eine lange Tradition, dass die Maharajas von Jaipur neben ihren Frauen eine Liebesdienerin aus Deutschland haben. Und es ist weiter eine Tradition, dass die älteste Tochter der Liebesdienerin die Ausbildung der neuen Liebes­dienerin übernimmt.“
    
    Ilka hörte ihr schweigend zu, aber irgendwie schien ihr Gehirn sich zu weigern, das Gehörte zu verar­beiten. „Ich sehe Angst und viele Fragen in deinem Blick. Vertraue mir. Ich werde dich behutsam in deine neue Rolle einführen. Ich verspreche dir, dass du dich selbst auf eine völlig neue Art und Weise kennenlernen wirst. Aber ich vergesse ganz meine Gastfreundschaft. Du wirst durstig sein.“
    
    Ajala hielt ihr einen goldenen Kelch entgegen. In der Tat war Ilka durstig. Da es heller Tag zu sein schien, musste sie viele Stunden geschlafen haben. Sie nahm den Kelch und trank ihn in einem Zug aus. Das Getränk war wunderbar kühl, aber sehr exotisch im Geschmack. Schon nach wenigen Minu­ten wurde ihr bewusst, dass dies nicht irgendein harmloses Getränk gewesen war.
    
    Aber im Gegensatz zu gestern Abend wurde ihr nicht schwindelig. Ganz im Gegenteil, sie war im Kopf glasklar, aber trotzdem ...
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