1. Liebe, Tod und Neuanfang


    Datum: 11.12.2018, Kategorien: Sonstige, Autor: Aldebaran66

    ... schweigend da.
    
    Nach Minuten sagte ich: "Ich weiß es auch nicht. Doch mir hat einmal ein Mensch gesagt, wenn man es nicht probiert, wird man es nicht herausbekommen!"
    
    Eine Minute später meinte ich: "Ich habe es probiert und es wurde zur schönsten Zeit, die ich jemals hatte. Mir wäre vieles entgangen, was ich nicht mehr in meinen Gedanken missen möchte."
    
    Wieder entstand eine Pause. Der Regen war dichter geworden und es perlte nicht mehr vom Schirm herab, sonder floss in kleinen Bächen. Dazu wurden unserer Schuhe langsam nass, die nicht mehr unter den Schirm passten. Doch das nahmen wir nicht mehr war. Wir waren nur noch auf uns fixiert und was außerhalb von uns vorging, war Nebensache. Der Schirm war, wie eine Taucherglocke die uns davon im wahrsten Sinne des Wortes abschirmte.
    
    "Es zerreißt mich seit Wochen. Ich weiß nicht mehr, was ich machen soll, weiß nicht, was mit mir los ist. Auf der einen Seite weiß ich, dass ich es versuchen sollte. Die andere Seite sagt, dass ich es lassen soll. Das Schlimmste ist, dass mir dabei keiner helfen kann!"
    
    Ich fühlte mich in diesem Moment hilflos. Ich hielt ein zitterndes Bündel Frau im Arm, der ich weder zur einen noch zur anderen Antwort raten wollte. Das musste sie selber entscheiden.
    
    Eva hob ihren Kopf und sah mir tief in die Augen. Ich konnte nicht anders und kam diesem mit meinem entgegen, doch kurz bevor sich unsere Lippen trafen, drehte sie ihren Kopf weg und sagte:
    
    "Nicht, bitte nicht. Das macht es nur noch ...
    ... schwerer!"
    
    Sie legte meine Jacke ab, gab mir noch einen gehauchten Kuss auf die Wange und stand auf. Dann ging sie ohne sich umzudrehen durch den Regen davon.
    
    Ich sah ihr noch lange nach, wusste genau, dass sie nicht wollte, dass ich ihr folgte. Sie wollte für sich sein, wollte niemanden dabei haben. Diesen Kampf mit sich selber, musste sie selber mit sich ausfechten. Davon war ich überzeugt.
    
    Ich blieb noch auf der Bank sitzen, auch wenn ich inzwischen nasse Füße hatte. Ich hatte nichts anders vor und wollte im Moment weder unter Menschen, noch nach Hause. Die Stille und Einsamkeit des Friedhofs war das Richtige für mich. Hier konnte ich meinen Gedanken nachhängen, ohne mich beobachtet zu fühlen.
    
    Nach einer Stunde, wollte ich gerade aufstehen, als ich eine kleine Gestalt den Weg entlangkommen sah. Schon nach wenigen Metern erkannte ich Eva, die geradewegs auf die beiden Gräber zuging. Sie stand zehn Minuten vor dem Grab ihres Mannes und bewegte sich keinen Zentimeter.
    
    Selbst aus dieser Entfernung konnte man erkennen, dass sie durchnässt war. Ihre Kleidung hatte die Spannkraft verloren und hing bzw. klebte an ihrem Körper. Ebenso hatten sich ihre Haare aufgelöste, die sie zuvor noch aufgesteckt getragen hatte.
    
    Ich wartete ab, denn ich fühlte innerlich, dass ich jetzt nicht zu ihr herüber gehen sollte. Ihr Kampf mit sich selber, war noch nicht abgeschlossen.
    
    Dann sah ich auf einmal, wie Bewegung in ihren Körper kam. Sie drehte sich um und kam mit staksigen ...
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