1. Scharte in der Nacht


    Datum: 11.12.2018, Kategorien: Nicht festgelegt, Autor: byEmaSen

    Eine erotische Kurzgeschichte, frühmittelalterlich im Norden.
    
    [ © 2018 Emanuel Senden / Weiterverbreitung untersagt ]
    
    Viel Vergnügen; Ich freue mich über Rückmeldungen.
    
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    Rotger, der Jarl von Rywensen war zufrieden. Das prasselnde Feuer wärmte und erleuchtete die Wohnkammer des Langhauses, der Met, nachdem er grölend verlangte, sprühte wie die Gischt draußen auf dem Meer, und seine kleine Familie war satt und zufrieden um ihn versammelt:
    
    Seine Frau Edrun und seine zwei Töchter: Jarla, mit stolzen sechzehn Jahren ein zierliches, aber gereiftes Mädchen mit blond hinabfließendem fast spärlich dünnem Haar, und Nine, kaum dem kindlichen Brabbeln entwachsen, auf dem Schoß ihrer Mutter, mit einer klebrigen Schnute von Honigkuchen.
    
    Ach, und dann war da noch ich: Asla, die Haussklavin, die sich im Schatten des Wandbehangs hielt und nur hinabgeduckt mit dem schweren Krug an den Feuerkreis hervortrat, wenn ein ungeduldiges Winken meines Herren nach mehr Honigwein verlangte.
    
    Der Jarl hatte allen Grund fröhlich zu sein: Denn die anstehende Wintersonnenwende erlaubte es, auf ein segensreiches Jahr zurückzublicken. Das Dorf hatte gut Ernte gemacht, nicht einmal die Nüsse hatten sie im Stich gelassen; keine größeren Krankheiten waren grassiert und keinerlei Überfälle hatten irgendwelche erstgeborenen Söhne der Gemeinschaft entnommen. Seine Älteste war zu beneidenswerter Schönheit erblüht und seine Jüngste hatte das Sprechen gelernt.
    
    Aber auch ich fühlte mich in ...
    ... Feststimmung. Ich war als kleines Mädchen aus dem Süden verschleppt worden, weit im Süden, wo das Meer azurblau war und Pinien an den sandigen Wegen dufteten. Wo die Sonne brannte und meine Haut olivbraun gefärbt hatte und meine Haare schwarz wie Ebenholz.
    
    Ich weinte dem keine Träne mehr nach. Denn als Sklavin eines reichen Dorfführers fütterte man mich gut, besser als so manchen armen Köhler in jenen schäbigen Hundehütten am Dorfrand; man schenkte mir Kleidung und mir war es sogar erlaubt, meinen Schlafplatz im Wohnbereich zu finden und nicht in einer Stallbox neben dem Viehdung. Einzig der Eisenreif um meinen Hals gemahnte mich zur Unterwürfigkeit. So manchen aufgeknüpften Sklaven hatte man nur gefunden, weil einige Dummjungen sich einen Spaß daraus machten, sie als »Pferdchen« hinter sich herzuschleifen und darauf rumzutrommeln. Und selbst dann interessierte es nicht einmal die anderen wenigen Sklaven, die man in Rywensen hielt.
    
    Die Lohe brannte hinunter und Edrun läutete die Nachtruhe ein, indem sie sich zusammen mit Nine hinter den schweren schneegrauen Flachsvorhang zurückzog, wo sie ihren Mann im Ehebett erwarten würde. Jarla, die noch mit hoffnungsvoll großen Augen zu ihrem Vater aufgeblickt hatte, wurde nichtsdestoweniger mit einem Kopfrucken zu Bett gesendet.
    
    Stille senkte sich aus dem schweren Deckengespärre, ab und zu schienen einzelne Staubkörnchen aus dem Reetdach herabzurieseln. Hinten in den ausgefüllten Stallboxen murrte im Schlummer das Vieh. Von Fern ...
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