1. Die Unterschlagung


    Datum: 17.02.2019, Kategorien: Medien, Autor: Anonym

    Als ich bei meinem Arbeitgeber ausgeschieden und mich mit einer PR-Agentur selbständig gemacht hatte, nahm ich meine bisherige Sekretärin mit: eine süße 22jährige mit exzellenten IT-Kenntnissen. Die waren in meinem eigenen Geschäft von großem Nutzen. Dank meiner Spezialkenntnisse im Gesundheitswesen nahm die Zahl der Kunden und damit auch der Mitarbeiter ständig zu. Eigentlich waren es ganz überwiegend Mitarbeiterinnen, weil in dieser Marktnische zu 80 Prozent Frau tätig sind. Alle hatten ein biowissenschaftliches Studium als Grundlage zu ihrer PR-Qualifikation. Deshalb gab es kein Mißverständnispotential in der Kommunikation mit den Kunden. Die meisten der jungen Frauen waren auch recht bis sehr hübsch. Das sah ich wohl und betrachtete es als einen Bonus für die Kunden, aber gegenüber meinen weiblichen Angestellten hatte ich eine sexuelle Beißhemmung. Ich hätte genauso wenig etwas mit ihnen angefangen, wie mit meinen Töchtern.
    
    Eines Tages im Februar erschien der Buchhalter, der freiberuflich unsere Bilanz erstellte, in meinen Büro. Wir haben ein Manko von knapp 50.000. Ich fiel aus allen Wolken. Wie ist das möglich? Bei der Prüfung der aus der Barkasse bezahlten Belege habe ich festgestellt, daß die Rechnungsbeträge nach oben manipuliert worden sind. Er legte mir die verfälschten Rechnungen vor. Tatsächlich, da, wo zum Beispiel vorher der Betrag von 10,40 stand, war noch eine 10 davor geschrieben worden, also 1.010,40. Die Belege gingen in unserem Büro durch viele ...
    ... Hände, aber nur der hatte Nutzen von der Manipulation, der die Barkasse führte. Und das war meine Sekretärin!
    
    Ich legte die gefälschten Rechnungen in meinen Schreibtisch und bat meine Sekretärin, nach Dienstschluß dazu bleiben, weil es noch etwas zu besprechen gäbe. Das taten wir öfter, wenn die anderen schon gegangen waren, um ungestört vertrauliche Angelegenheiten zu besprechen. Also dachte sie an nichts Böses, als sie um 19 Uhr in meinem Büro auftauchte. Der Buchhalter hat mich auf diese Belege aufmerksam gemacht, sagte ich ganz emotionslos, als ich ihr die Fälschungen vorlegte. Das können nur Sie gemacht haben. Sie wurde totenweis; die Beweislage war erdrückend. Bevor ich mich mit der Kripo in Verbindung setze, hätte ich doch gerne gewußt, warum Sie mich bestohlen haben. Sie war nach nur kurzer Ehe geschieden worden. Da ihr Ex arbeitslos war, hielt sich der Vermieter ihrer viel zu großen und entsprechend teuren Wohnung mit seinen Forderungen an sie. Warum haben Sie denn nichts gesagt? Ich hätte Ihnen doch ganz selbstverständlich einen zinslosen Kredit gegeben. Ich habe mich nicht getraut, und außerdem hätte ich dann ewig gebraucht, um ihn zurück zu zahlen. Und wie glauben Sie, geht es jetzt weiter. Ich kündige Ihnen fristlos. Dann zeige ich Sie wegen Unterschlagung an. Nach Ihrer Verurteilung werden Sie so einen hoch bezahlten Job wie bei mir nicht mir kriegen. Aber egal, ich werde Ihnen mit Zinsen alles abnehmen, was oberhalb der Pfändungsgrenze liegt. Geben Sie mir jetzt ...
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