1. Fußball EM


    Datum: 06.04.2018, Kategorien: CMNF Autor: derpoet

    ... Melanie? Wir haben uns ja seit Wochen nicht mehr gesehen!“, fragte ich ihn. Melanie war im 6. Monat schwanger und hatte einige Probleme mit Rücken- und Gelenkschmerzen.
    
    „Ganz gut eigentlich. Sie wollte zu hause schauen und früh ins Bett, wie jeden Tag eigentlich.“
    
    Es war ihm anzusehen, dass er froh war raus zu kommen und mal wieder einen Abend mit Kumpels zu verbringen.
    
    „Kannst gleich ins Wohnzimmer gehen, ich glaub die Kiste läuft schon.“
    
    Ich ließ die Türe ins Schloss fallen und ging hinter Ralf ins Wohnzimmer, wo sich Manuel und Gerd bereits die bequemsten Plätze in den beiden Sesseln reserviert hatten. Gerd ließ bereits die ersten Bierflaschen aufploppen und reichte sie seinen Freunden. Während die Flaschen zum Prost erklangen, schellte erneut die Glocke und Manuel wollte schon aufspringen um zu öffnen.
    
    „Ist schon okay“, sagte ich und winkte ihm zu, sitzen zu bleiben. „Ich mach schon auf.“
    
    Es war Snorre, der einzige, der außer mir noch einen Spitznamen hatte und der letzte im Bunde, den Manuel für heute Abend eingeladen hatte. Mit ihm war die Runde vollständig.
    
    Snorre hieß eigentlich Norbert und war wohl der verrückteste der Clique. Er hatte eine Bermuda Short im Bundeswehrlook an und trug dazu ein knall rosafarbiges T-Shirt mit der Aufschrift „Schwarz gab es nur noch in Rosa!“. Vom vielen Nichtstun war er braun gebrannt bis unter seine Rastalocken , die sein ganzer Stolz waren. Schuhe musste er keine ausziehen, denn er trug überhaupt keine an seinen ...
    ... Füßen. Er war einfach genau so, wie man sich einen Ehemann nicht vorstellt. Umso widersprüchlich war es, dass er unglaublich sympathisch war. Er war mit Abstand der witzigste Typ in der Runde und ich hatte ihn noch nie mit schlechter Laune erlebt. Vielleicht kam das ja von den Drogen, die ich ihm immer unterstellte, aber er streitete immer ab, welche einzunehmen.
    
    „Hallo Snorre.“
    
    „Hallo junger Padawan!“
    
    Was immer er auch damit sagen wollte, ich ließ ihn eintreten.
    
    Wenn er sich nur etwas besser kleiden und vielleicht mal etwas aus seinen Haaren machen würde, wäre er richtig gutaussehend. Sein Gesicht erinnerte mich irgendwie an Aragon, dieser Typ aus den Herr der Ringe-Filmen, es war auch genauso unrasiert, irgendwie verwegen.
    
    Mit wildem Gegröle wurde Snorre von seinen Saufkumpanen begrüßt und an der Stelle, wo sich Mädchen umarmt hätten mit Küsschen auf die Wange, wurde ihm einfach eine Bierflasche zugeworfen und alles war in bester Ordnung. So stimmten sie sich auf das bevorstehende Fußballspiel ein und ich verschwand in die Küche, wo ich noch den Geschirrspüler ausräumte und anschließend ein paar Knabbersachen für die Jungs herrichtete.
    
    Als ich wieder zu ihnen stieß - die Türe musste ich mit dem Ellenbogen öffnen, da ich in beiden Händen Chips-Schüsseln jonglierte - wurde bereits die Nationalhymne angestimmt und die Jungs standen mit ihren Bierflaschen in der Hand im Wohnzimmer und grölten, bereits merklich angetrunken den Text mit. Die Melodie musste man ...
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