1. Nadine 01


    Datum: 01.03.2019, Kategorien: Erstes Mal Autor: byWespe

    Endlich...Ein Mausklick und der fast zwei Stunden lange Chat war erledigt.
    
    Endlich war der Urlaub geplant, endlich das Ticket gebucht, endlich alle Fragen beantwortet, endlich alle Pläne besprochen.
    
    Ich schnaufte, rieb mir die schmerzenden Schläfen. Dieses Mädel war anstrengend!
    
    So viele Jahre kannte ich sie nun schon in der virtuellen Welt und hatte schon damals stundenlang mit ihr gechattet. Was hatten wir nicht alles miteinander erlebt und ausgestanden: Die Scheidung ihrer Eltern, der darauf folgende soziale Abstieg ihrer Mutter, verbunden mit Nadines wachsender Verantwortung für ihre beiden kleineren Geschwister, der neue Partner der Mutter mit dem sie so gar nicht klar kam, der Umzug in den Haushalt des Vaters, das Scheitern auch dort.
    
    Irgendwann besprachen wir ihren Einzug in das ortsansässige DRK-Wohnheim. Wie froh war ich damals, als von da an ihr Leben in den richtigen Bahnen lief. Schulabschluss „Gut", Ausbildung zur MTA, Abschluss „Gut", Führerschein, nur wenige Monate später das erste kleine Auto.
    
    Noch immer kümmerte sie sich rührend um ihre jüngeren Schwestern, war aktives Mitglied im DRK, versuchte, die kläglichen Reste ihrer Familie zusammen zu halten.
    
    Oft haben wir darüber gesprochen, dass sie bei all diesen Pflichten, die sie gern und freiwillig übernahm zu kurz kam. Es machte mich nicht glücklich, das Nadine, obwohl sie nun bereits 22 Jahre alt war, noch nie einen Freund hatte, das alle männlichen Bekanntschaften über eine Kumpelei nicht ...
    ... hinausgingen.
    
    Auch sie begann langsam zu begreifen, dass ihr wesentliche Dinge im Leben fehlten und die entsprechende Sehnsucht danach machte sich breit.
    
    Aber mit jedem Tag, jedem Monat der ins Land ging wurde ihre Scham größer, sich möglichen Bewerbern zu offenbaren. Es nützte irgendwann nichts mehr, wenn ich ihr erklärte, das es für diesen Einen, diesen Ersten etwas ganz besonderes sein würde, weil sie sich aufgehoben hatte, weil sie mit ihrer Jungfräulichkeit nur zeigen würde, das sie Charakter und Rückrad hat. Dieses taffe, sonst so selbstbewusste Mädchen war in Punkto Sex und Liebe einfach nur noch traurig und zutiefst verunsichert.
    
    Bei diesen Gedanken stellte ich wieder einmal fest, wie groß doch mein Respekt vor Nadine war und wie sehr ich mich darauf freute, sie nun endlich, live und in Farbe zu sehen, die Weihnachtsfeiertage und auch Silvester mit ihr zu verbringen.
    
    Ich muss an dieser Stelle erwähnen, dass meine Geschichte in meiner Wahlheimat Südafrika spielt, wo es im Dezember heiß und sonnig ist.
    
    Diesem Wetter entsprechend holten wir Nadine am 23. Dezember mit dem Cabrio vom Flughafen ab. Ich erlebte eine der stürmischsten, tränenreichsten und emotionalsten Begrüßungen meines Lebens, mein armer Mann wusste irgendwann nicht mehr, wie er uns wild gewordene Furien bändigen sollte, Fotos unmöglich...
    
    Wir verbrachten wundervolle -- und überraschende - Weihnachtstage miteinander. Der Heilige Abend, den wir als Deutsche auch in Südafrika feiern, war eine ...
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