1. Tanja. Schuhe, Wasserspiele und dicke Eier


    Datum: 07.04.2019, Kategorien: Sonstige, Autor: Aldebaran66

    ... die sprachlich Begeisterte. Während ich über englischer und französischer Sprache brütete, war er eher damit beschäftigt, irgendetwas auszurechnen und vor allem zu basteln.
    
    Eines musste man Konrad nämlich lassen, er war nicht nur der reine Theoretiker, sondern seine Begabung, und nur so konnte man es nennen, weitere sich auch auf sein handwerkliches Geschick aus. Als kleiner Physiker setzte er die Theorie auch wirklich um und es war manches Mal erstaunlich, wenn er etwas Gebautes mit in den Unterricht brachte und man endlich einmal anschaulich sehen konnte, worüber wir zuvor nur theoretisch gesprochen hatten. So konnte selbst ich erkennen, wofür etwas gut war.
    
    Ansonsten war an Konrad nichts wirklich Interessantes daran. Ein wirklich unscheinbarer Mensch, an dem irgendwie alles durchschnittlich war. Keine Ecken, keine Kanten. Bekleidung, weil es sein musste. Er unterwarf sich keinem Modediktat. Er sah jeden Tag fast gleich aus. Der gleiche Pullover, die gleiche Hose, selbst die Socken hatten immer dieselbe Farbe. Man konnte wirklich meinen, dass er nur diese hatte, aber das war nicht wirklich so. Er war in dieser Frage recht einfach gestrickt und machte sich eher über andere Sachen Gedanken. Da hatte Mode keinen Platz mehr in seinem Gehirn.
    
    Später bekam ich dann auch heraus, warum das so war.
    
    Wenn er Klamotten einkaufen ging, dann immer im großen Stil. Er schnappte sich zum Beispiel einen Pullover, sah sich den Preis an, probierte ihn dann an, um die richtige ...
    ... Größe zu bestimmen. Wenn die beiden Voraussetzungen erfüllt waren, dann kaufe er diesen. So gesehen, mache ich es auch nicht anders, nur kaufte Konrad dann nicht nur einen, sondern gleich zehn davon. Dabei kam ihm nicht in den Sinn, wenigstens in der Farbe zu variieren. Bei anderen Klamotten ging es dann nicht anders. Somit bekam man dann den Eindruck, als wenn er immer die gleichen Sachen trug.
    
    Berührungspunkte hatten wir keine. Wir saßen zwar ab und zu im gleichen Klassenraum, aber das war auch alles. So nahmen wir voneinander wenig Notiz und verloren uns nach der Schule aus den Augen. Wobei das so nicht wirklich wahr ist, da wir uns niemals in den Augen hatten.
    
    So sah ich ihn fünf Jahre nicht mehr bis zu einem bestimmten Tag. Aber das erzähle ich später.
    
    Nach der Schule taten sich dann zwei Möglichkeiten für mich auf, mein Lebensweg zu gestalten. Erstens konnte ich weiter zur Schule gehen, sprich Studieren. Aber ehrlich gesagt war ich viel zu faul um mich an Germanistik oder etwas anderes zu wagen. Vor allem mit welchem Ziel? Lehrerin wäre das Allerletzte für mich gewesen. Nicht dass ich was gegen Kinder habe, aber ich muss sie in größerer Zahl um mich haben. Übersetzerin und Ähnliches betrachtete ich auch nicht als erstrebenswert.
    
    Auf der anderen Seite wollte ich endlich Geld verdienen und ein eigenes Leben führen. Raus bei den Eltern und leben. Also ging ich nicht weiter zur Schule, sondern fand einen Bürojob, der mich nicht ausfüllte, mir aber einen recht ...
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