London Calling 01
Datum: 30.05.2019,
Kategorien:
Erotische Verbindungen,
Autor: byplusquamperfekt
... Bühne aufbauen und ich stand dann hinterher mit Sara an der Kasse. Und langweilte mich zu Tode, denn es kam kaum jemand, ein Großteil der Besucher waren in irgendeiner Weise der Band zugehörig, oder Freunde von Bob. Mit anderen Worten: Es wurde ein Fiasko. Bob machte Minus und war für eine ganze Weile schlecht gelaunt. Dazu trug ich dann auch noch bei.
Er war einmal irischer Jugendmeister im Schach gewesen. Ich war zuvor auch einmal gegen ihn angetreten und hatte schnell den Kürzeren gezogen. An einem regnerischen Nachmittag Ende September überredete er mich zu einer zweiten Partie. Ich bin kein planender Spieler, spiele mehr intuitiv, aus dem Bauch raus. Vielleicht hatte er sich einfach nur zu sicher gefühlt. Auf jeden Fall schlug ich ihn nicht nur, ich führte ihn richtig vor, weil der Spielverlauf das so hergab. Der Stolz der Iren ist, was sie definiert. Die Niederlage empfand er als Demütigung, das war deutlich zu sehen. Er hatte seit drei Jahren nicht mehr verloren.
Am nächsten Tag klingelte es gegen Mittag an der Tür. Eine Frau vielleicht Ende Dreißig mit hochhackigen Schuhen, dunklen Strümpfen und engem schwarzen Rock nebst passendem Blazer und Bluse stand vor der Tür. Ich tippte zunächst auf einen in Aussicht gestellten Besuch vom Sozialamt, um die Validität aller Wohngeldanträge für diese Liegenschaft zu überprüfen.
„Hallo Kleiner. Ist Bob da?"
Nun war ich doch verblüfft. War das vielleicht irgendeine Tante von ihm? Er hatte auch auf das Klingeln ...
... reagiert und schaute in den engen Flur.
„Monica, mein Schatz. Das ist ja eine schöne Überraschung."
Sie drängelte sich an mir vorbei in den Flur und umarmte Bob. Sie kniff in seinen Hintern.
„Ich war gerade in der Gegend. Wie geht es dir, Kleiner?"
„Ich kann nicht klagen. Das hier ist übrigens Tom, ein Deutscher, der hier seit dem Sommer wohnt, den kennst du ja noch nicht. Ein Schachgenie, Schriftsteller und Bassist. Gitarre spielt er auch noch."
Die Frau sah mich freundlich an.
„Deutscher? Hätte ich nicht gedacht. Wo sind denn die blonden Haare und blauen Augen? Ich bin Monica. Nett dich kennenzulernen."
Bob führte die Vorstellung fort.
„Monica ist die Frau des Leiters der philosophischen Fakultät an der hiesigen Uni. Und ein total verrücktes Huhn. Komm doch mit in mein Zimmer, dann könnt ihr euch ein wenig beschnuppern."
Wir saßen auf seinem Bett und rauchten einen Spliff. Ich versuchte, ein Gespräch mit ihr in Gang zu bringen.
„Philosophie habe ich übrigens auch mal studiert."
„Das nehm ich dir nicht ab. Du hast nicht diesen abstrahierten Blick und überhaupt keine Denkfalten."
„Ich hab's nicht abgeschlossen."
„Eine weise Entscheidung. Du schreibst?"
„Ja. Ich bin gerade dabei, einen Roman zu schreiben."
„Auf Englisch?"
„Nein, diesen noch auf Deutsch. Ich bin immer noch dabei, mir das Werkzeug anzueignen, um auch auf Englisch ausdruckssicher zu sein."
„Ich schreibe auch. Hast du „Nullstunde" gelesen, Victoria Bright? Ja? Das ist ...