1. London Calling 01


    Datum: 30.05.2019, Kategorien: Erotische Verbindungen, Autor: byplusquamperfekt

    ... einem Gitarrenbauer, um die Bundstäbchen erneuern zu lassen. Er riet mir davon ab. Er schliff sie stattdessen nur etwas runter.
    
    Als ich sie abholte, spielte ich nur kurz und war zufrieden. Dann fragte er, ob er sie noch einmal spielen durfte, und erklärte mir, wie man Saiten vernünftig aufzieht. Und spielte für eine dreiviertel Stunde. Er sagte, falls ich mich jemals von ihr trennen wollte, er würde sie mir mit Kusshand abnehmen. Dafür sah ich allerdings überhaupt keine Chance. Ohne guten Grund würde ich das göttliche Instrument bestimmt nicht mehr hergeben. Während ich also stolz mit meiner neuen Geliebten nach Hause ging, traf ich das neuste Addendum zu unserer illustren Bewohnerschaft. Chisato war in etwa so groß wie Sara, unglaublich quirlig und dynamisch. Sie wusste genau, was sie wollte. Sie wollte berühmt werden. Sie dachte daran, eine Band zu gründen. Sie war Sängerin und spielte uns auch gleich ein Demo-Tape vor.
    
    Okay, sie war auch recht merkwürdig. Die Mucke, die sie in Japan gemacht hatte, war ziemlich simpler Indie-Rock, also keine echte Herausforderung. Die Jams mit Sid waren eigentlich mehr in eine jazzige Richtung gegangen. Wir engagierten noch einen Gitarristen, dem ich so einiges zeigte und probten auch das eine oder andere Mal. Die Musik war für sie eher die Nebensache. Sie meinte, wir sollten alle zusammen nach Manchester. Dort gab es einen Friseur, der alle möglichen berühmten Musiker verarztete. Eigenartige Prioritäten. Das war so in etwa der ...
    ... Punkt, wo wir merkten, dass es nichts mit Chisato und uns werden würde.
    
    Sie verschwand dann wieder, auf irgendein Festival. Bei ihrer Rückkehr hatte sie schon eine andere Möglichkeit gefunden, berühmt zu werden. Sie war die Freundin des Schlagzeugers einer populären Band geworden. Der Typ war ganz nett, und konnte auch sehr ordentlich Schlagzeug spielen. Er nahm an einer Menge unserer Jams teil. Wenn unser eigener Drummer, Perry, der Mitbewohner von Laurence, nicht da war, heißt das. In seinem Fall, wenn er mit seiner eigentlichen Band auf Tour war. Er hatte Spaß daran, nicht ganz so populäre Musik mit uns zu machen, wo er sich auch deutlich mehr austoben konnte.
    
    Wir hatten gerade mal drei Stücke fertig, als wir schon unseren ersten Auftritt hatten. Eine Vorgruppe war bei einem Pubkonzert ausgefallen, dass Josh organisiert hatte. Er kam am Nachmittag rum und fragte, ob wir nicht einspringen konnten. Er hatte uns öfter bei unseren Jams gehört, von daher beeindruckte ihn die Aussage, dass unser Programm vergleichsweise klein war, auch nicht weiter. Wir spielten unsere drei Stücke in zehnminütigen Versionen herunter, improvisierten viel und kriegten sogar ordentlich Beifall. Bob war wohl von Joshs Idee nachhaltig beeindruckt, denn er fing an, sich bei Pubs in der Nähe vorzustellen, um zu hören, ob er dort nicht in gleicher Weise aktiv werden konnte.
    
    Er fand einen irischen Pub in Kentish Town, der sich auf das Wagnis einließ. Natürlich mussten wir alle als Helfer ran, die ...
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