1. Bei den bösen Mädchen


    Datum: 30.06.2019, Kategorien: Romantisch Autor: Nero

    ... weil mir die Kriegerinnen nicht mehr aus dem Sinn gingen.
    
    Natürlich war für Männer der Aufenthalt überall auf dem Gelände der Amazonenakademie strengstens verboten, und normalerweise hätte ich mich auch vor allem nach Einbruch der Dämmerung nicht unbedingt in der Nähe der Kriegerinnenkasernen gewagt. Immer wieder wurden hinter vorgehaltener Hand Geschichten erzählt über Männer, die in der Nähe der Amazonenakademie vor allem nachts verschwanden und nie wieder auftauchten. Manche Eltern drohten ihren Kindern, die nicht artig waren, sie zu den bösen Mädchen in die Kaserne zu geben.
    
    Von Berufs wegen ergaben sich für mich jedoch nicht unwesentliche Vorteile was die Annäherung an die Amazonenakademie anging. Da gab es einen schmalen Verbindungsweg zwischen dem königlichen Marstall und der Kantine der Kriegerinnen den so gut wie niemand kannte, von der Registratur führte ein Kriechgang in die Waffenkammer der Damen, und vom Keller des Hauptarchives konnte ich relativ bequem zu einem der Gemeinschaftsräume in einem Seitentrakt der Kriegerinnenkasernen gelangen.
    
    Lange habe ich gezögert bis ich mich eines Abends von der Spätwache im Hauptarchiv einschließen ließ. Ich wartete, bis der letzte Lärm in dem Gebäude verklungen war, dann öffnete ich den alten Aktenschrank am Ende des Zehntabgabenverzeichniskellers. Offensichtlich war der doppelte Schrankboden schon lange nicht mehr benutzt worden, denn der Schließmechanismus klemmte zunächst.
    
    Eine Fackel mitzuführen erschien mir ...
    ... zu riskant und ich weiss nicht, wie lange es dauerte bis ich mich durch die stockfinstere Nacht bis an die schlichte Holztür vorgetastet hatte. Wider Erwarten war sie nicht verschlossen, und ich betrat den ehemaligen Wehrgang oberhalb der Pferdeställe, der mich geradewegs zu den Gemeinschaftsräumen der Damen führen sollte. Schon vernahmen meine Ohren ausgelassenes Gelächter. Nanu, die Heldinnen werden sich doch nicht gerade miteinander vergnügen? Andererseits, sollten sie ihr Verlangen beim Exerzieren ausschwitzen? Mir wurde ganz schwindlig bei den verwegenen Gedanken. Ich lehnte mich über die altersschwache Holzbrüstung und hatte Glück, dass der müde Wachposten mich nicht bemerkte.
    
    Nicht einal die Tür zum Wohngebäude der Kriegerinnen war verschlossen. Wie von Zauberkräften gezogen schritt ich durch die Flure, dem lauter werdenden Gelächter entgegen, bis ich von einer Galerie hinab in den Saal blickte. Da saßen die wilden Kriegerinnen an der Tafel vertieft in ein gewöhnliches Würfelspiel. Ich war feilich hingerissen von dem Ausblick auf die in üppigen Dekoltees verpackten makellosen Rundungen, welche bei jedem Lacher ihrer Herrinen wogten und bebten. Wie hätte ich mich je an diesen Bildern sattsehen können!
    
    Plötzlich umschlossen fremde Hände meinen Brustkorb mit eisenhartem Griff und drückten mich über die Ballustade. Ich spürte einen kräftigen Fußtritt an meinem verlängerten Rücken als die Hände losließen, dann stürzte ich und schlug unsanft auf der Tischplatte auf. ...
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