Schule der Gehorsamkeit
Datum: 01.07.2019,
Kategorien:
1 auf 1,
Autor: Kastor Aldebaran
... war es, der sie in Verruf bringen konnte. Ein paar gezielte Worte im richtigen Moment und schon würde es zumindest die halbe Schule wissen. Nur bin ich kein Mensch für solch dumme Sachen, es liegt nicht in meinem Naturell.
Frau Schmidt kam in die Klasse. Hochgeschlossen mit energischem Schritt auf höheren Absätzen. Wie immer in einem dunklen Kostüm, dezent geschminkt. Ebenso waren ihre langen, schwarzen Haare glatt über den Kopf gezogen und vereinigten sich hinten in einem festen Zopf. Dabei glänzte das Haar, als wenn es mit Gel oder Haarlack bearbeitet worden war. Ich glaube nicht, dass es die natürliche Farbe ist, denn so schwarz, kann Haar nicht sein.
Sie drehte sich zu uns um und sah langsam in die Runde, wie sie es immer tat. Dabei fixierte sie jeden mit den hellgrünen Augen. Nur für den Bruchteil einer Sekunde, doch lang genug, damit jeder glaube, von ihr angesehen worden zu sein.
Als ich an der Reihe war, verblieben ihre Augen nicht länger als bei den anderen. Eigentlich hatte ich es erwartet, aber es war nicht so. Nichts verriet, was wir miteinander zu tun hatten. Wenn man darüber nachdenkt, ist es gut so. Es ist etwas, was nur uns beide angeht und niemanden anderen. Die beiden Stunden vergingen wie im Fluge. Besonders für mich, denn ich sah sie in meinen Gedanken in dem Lederanzug und erwischte mich dabei, wie ich mir mehr vorstellte, was noch kommen könnte. Auch wenn diese Vorstellungen nicht konkret waren und mit der Wirklichkeit nichts zu tun haben ...
... wird.
Kaum hatten die Stunden angefangen, waren sie vorbei. So schnell kann das gehen, wenn man sich für etwas interessiert, auch wenn das nicht gerade Mathe ist.
Dann noch die zwei Stunden Wirtschaft bei Frau Müller und schon war wieder Wochenende. Eine Schulwoche, die nur aus zwei Tagen besteht, könnte ich mir öfters gefallen lassen. Kaum war ich Zuhause, rief mich Claudia an. Sie hatte nicht viel Zeit zum Quatschen, aber sie richtete mir aus, dass ich um Punkt neunzehn Uhr abgeholt werden würde. Weitere Angaben machte sie nicht, fragte genauso wenig, ob ich Zeit hätte. Es war einfach so.
Nun gut, ich habe heute nichts weiter vor, hätte nur gerne etwas mit Claudia unternommen, aber das fiel jetzt aus.
Samstag, 08. Januar 2011
Fünf Minuten vor sieben, stand ich vor unserem Haus und wartete darauf abgeholt zu werden. Auf die Sekunde genau, um neunzehn Uhr, hielt die dunkle Limousine vor mir, die ich bereits kannte. Ich stieg hinten ein und schon ging es los. Vorne saß derselbe Fahrer, wie beim letzen Mal, der aber genauso eine Puppe hätte sein können, denn er machte keinerlei Anstalt, irgendwas anderes zu tun, als zu fahren. Der Versuch ihn anzusprechen, um ein Gespräch anzufangen, blieb sinnlos. Zwei Mal fragte ich ihn etwas, bekam jedoch keine Antwort. Also ließ ich es sein und schaute aus dem Fenster, um mir die Strecke einzuprägen. Doch ich verlor zum Schluss die Orientierung, im Gewirr der Lagerhäuser.
Also war klar, wohin es ging und es war mir ...