Blutrache Teil 06
Datum: 07.07.2019,
Kategorien:
Sci-Fi & Phantasie
Autor: byKojote
... wissen. Und davor, mit uns das Lager zu teilen, denn der Fluch geht meist auf die Nachkommen über."
„Aber das hielt dich nicht davon ab, mich zu nehmen", sagte sie ganz ruhig.
Er zuckte zusammen und sah sogar schuldbewusst zur Seite. Fast so, als würde er Scham empfinden. Ganz und gar nicht so, wie sie es von einem der berüchtigten Kartaren erwartete.
„Das ist nicht unsere Art und noch muss er mir erklären, was in ihn gefahren ist, als er dich gegen deinen Willen nahm", knurrte Skjala von rechts.
Shadiya sah sie an und erkannte nicht wenig Wut auf den Bruder im Blick der Kriegerin.
„Er tat es nicht gegen meinen Willen, Skjala", antwortete sie an seiner statt. „Ich bat... nein, flehte ihn an, mich zu schänden und wie eine Hure zu nehmen. Ich... wollte ihn und wenn es das Letzte wäre, was ich erlebte."
„Und auch du konntest ihr nicht widerstehen, Schwester", brummte er von der Seite.
Skjala verengte zwar die Augen und presste die Lippen aufeinander, aber ihr Schweigen ließ sich als Eingeständnis ihrer eigenen Schuld deuten.
„Ist es bei eurem Volk verboten, bei einem
Wer
zu liegen, wenn man es... will?"
Langsam verneinte die Kriegerin das mit einem Kopfschütteln.
„Also könnt ihr auch wieder bei mir liegen und mich haben, wenn ich das will?", vergewisserte Shadiya sich. „Falls ihr das auch wollt..."
Die Art, wie Skjala kurz nach Luft schnappte und sie fassungslos anstarrte, passte perfekt zum verblüfften Schnauben ihres Bruders. Es lag ...
... keine Ablehnung darin. Nur völliges Unverständnis.
„Du willst...?", keuchte die Kriegerin. „Hast du ihn gerade nicht... gesehen?"
„Doch, habe ich", erwiderte Shadiya.
„Schreckt dich das nicht?"
„Schreckt es dich?", fragte sie zurück.
Im kurzen Aufblitzen der Erinnerung an vergangene Lust in Skjalas Augen lag mehr als genug Antwort auf diese Frage.
Als in diesem Moment die Tür zur Kammer kraftvoll aufgestoßen wurde, erschrak nicht nur Shadiya. Am Zucken der Hände, bevor sich die Griffe an ihren Armen lösten, erkannte sie, dass auch die beiden Kartaren überrascht waren.
Am Rande bemerkte sie, dass die Tür nicht einfach geöffnet und gestoßen worden war, sondern der einfache, hölzerne Riegel abgerissen wurde und zu Boden fiel.
Dann nahm allerdings die Gestalt im Türrahmen ihre volle Aufmerksamkeit in Anspruch, denn etwas Derartiges hatte sie noch niemals gesehen.
Ein Bär stand dort, wie sie noch keinem begegnet war. Auf die Hinterbeine aufgerichtet, aber vorgebeugt, weil selbst die hohe Decke des Korridors zu niedrig für ihn war. Breit wie die Tür und weiß mit einem gelblichen Schimmer, der beinahe wie blondes Haar gewirkt hätte, wenn das Fell nicht so zottig gewesen wäre.
Es war ohnehin kein gewöhnlicher Bär, wie man ihn hierzulande kannte. Es musste ein Schneebär sein, wie er in Sagen und Legenden manchmal vorkam. Doch diese Kreatur hatte die Augen eines denkenden Wesens, auch wenn sie blutunterlaufen waren und voller Hass und berserkerhafter ...