Blutrache Teil 06
Datum: 07.07.2019,
Kategorien:
Sci-Fi & Phantasie
Autor: byKojote
... Wut.
Mit einem Brüllen, das ihr durch Mark und Bein drang und sie lähmte, drängte er sich durch die Tür und richtete sich dahinter wieder ein wenig auf. Seine silbergrauen Augen ganz und gar auf sie fixiert.
Nein, nicht auf sie selbst, sondern auf ihren Körper und die Brandmale darauf, ging ihr auf. Auf die siebenzackigen Symbole des verhassten Gottes, der seine Diener aussandte, um alles Gute und Schöne zu vernichten und den Menschen statt Hoffnung nur Schuld und Buße zu bringen.
Diese Zeichen schienen den unbändigen Hass der Kreatur noch mehr anzufachen.
Skjala und Vigulf sprangen gleichzeitig vorwärts und dem Bären in den Weg. Sie riefen etwas in ihrer eigenen Sprache und schienen die Bestie ablenken zu wollen. Oder vielleicht wollten sie ihn auch beruhigen.
Aber die Augen blieben auf Shadiya gerichtet und die wurde sich mit einem Mal bewusst, dass sie noch einmal dem Tod gegenüberstand. Diesmal jedoch in einer Form, gegen die ihr die Gabe der Göttin der Lust keinen Beistand leisten konnte.
Und doch stellte sich keine Furcht ein, sondern nur ein Gefühl der leisen Trauer darüber, dass sie ihren Wunsch nach Rache nicht würde erfüllen können. Und darüber, dass sie niemals mit den beiden Kartaren gemeinsam das Lager teilen würde.
Unbeirrbar stapfte die Bestie auf sie zu und wehrte mit ...
... einer fast unwirschen Armbewegung Vigulf ab, der ihm in die Seite springen wollte. Skjala gelang dieser Angriff auf der anderen Seite zwar und aus dem Augenwinkel sah Shadiya auch, wie sich der Körper der Kartarin zu verformen begann, aber sie konnte die Vorwärtsbewegung nicht aufhalten.
Ihr Bruder jaulte auf und der Laut wurde zu einem wütenden Heulen, als auch er seine Gestalt wandelte und sich wieder auf die Beine kämpfte, nachdem er von der Wand abgeprallt war. Doch er würde es nicht rechtzeitig schaffen.
Und auch wenn die langen Klauen von Skjalas nicht mehr menschlicher Hand sich so tief in den Bärenkörper gruben, dass sich dessen Fell rot färbte, kam er schnell näher.
Traurig seufzte sie und hob dann den Kopf, als der Bär seine gewaltige Pranke hochbrachte. Mit einem Schlag würde er ihr Leben beenden. Ihr kurzes Leben, in dem sie nichts vollbracht hatte.
Aber sie verzieh dem Wesen, das ohne Zweifel auch ein
Wer
war. In seinen Augen, hinter der maßlosen Wut, sah sie eine Trauer um einen Verlust, der weit über das hinausging, was ihr genommen worden war.
Ihr letzter Eindruck, bevor mehr als fingerdicken Krallen sich ihrer Brust entgegen senkten, war der eines winzigen Zögerns und eines Flackerns des Zorns in seinem Blick.
Dann verging die Welt in einem feurigen Ball aus Schmerzen.