HomoLepus 01
Datum: 08.07.2019,
Kategorien:
Romane und Kurzromane,
Autor: byAldebaran66
... zufällig wusste ich das schon jetzt. Keine besonders gute Ausrede, aber zur Not reichte das für einmal.
Es war noch ein paar Tage hin bis zum nächsten Treffen und ich konnte den Tag kaum erwarten. Es würde sicher interessant werden, denn ich konnte mir einfach nicht vorstellen, dass ich wieder wegen Fotos dorthin kommen sollte. Immerhin hatte sie schon mehr als genug von mir oder besser gesagt, von meiner Hülle gemacht. Aber was es dann noch sein konnte, wollte mir einfach nicht in den Sinn kommen.
Die Zeit verstrich nur langsam. Tag für Tag stand ich vor dem Kaufhaus, verteilte die Prospekte oder was auch immer an die vorbei gehenden Menschen, wobei dieses Kostüm auch Vorteile brachte, die ich vorher noch gar nicht wahrgenommen hatte. Zum einen konnte man Menschen beobachten, ohne dass sie es mitbekamen, denn wohin ich schaute, konnte niemand sehen. Zum anderen bemerkte ich immer mehr, wie viele gut aussehende Mütter es gab. Zumeist standen sie in der Blüte ihres Lebens, strahlten eine Energie aus die frisch und unverbraucht selbst in mein Hasenkostüm drang. Selbst die, welche genervt von ihren Kindern durch die Gegend rannte, warfen mir immer wieder ein kleines Lächeln zu, wenn ich es schaffte, ihre Bälger für einen Moment zu beruhigen.
Ganz ehrlich, ich bin nicht unbedingt ein Freund von Kindern. Nicht dass ich etwas gegen sie habe, aber ich kann nichts mit ihnen anfangen. Sie sind mir suspekt, zu laut und unruhig. Oder anders gesagt, sie nerven. Aber über sie ...
... kam man an die Frauen heran, die sie geboren hatten. Somit ein notwendiges Übel.
Der Nachteil an der ganzen Sache war nur, dass die Rotznasen wirklich nicht sehr sauber waren. Jeden Abend saß ich mindestens eine Stunde dabei und musste die Flecken entfernen, die sich am Tag in das Fell geschlichen hatten. Dazu kämmte und bürstete ich es dann noch eine halbe Stunde, bis es vollkommen tadellos war und wie neu aussah. Dabei blieben leider immer wieder mehr Fusseln in der Bürste hängen, als es mir lieb war. Das würde nicht ewig gut gehen und ich befürchtete schon, dass ich irgendwann kahle Stellen haben würde.
Als ich dann das nächste Mal im Geschäft ankam, fragte ich den Geschäftsführer, wo man das Kostüm kaufen konnte und was es kosten würde. Daraufhin wurde ich fast blass, als er mir den Preis nannte. Ich hätte mir viel gerechnet, aber nicht mit so viel. Auf einmal betrachtete ich es noch aus einem ganz anderen Winkel und wusste, wie sorgsam ich damit umgehen sollte. Ich war mir nicht sicher, ob ich mir ein Eigenes leisten könnte.
Aber noch hatte ich ja das vom Geschäft und hoffte, es lange in einem guten Zustand halten zu können, zumindest bis Ostern. Ob ich zwischendurch noch ein Neues bekommen würde, war zweifelhaft. Schon diese Saison würde nicht mehr lange andauern, denn Ostern war nicht mehr weit weg. Und was würde danach geschehen? Würde man es mir wegnehmen oder konnte ich es als gebraucht erwerben? Ich wusste es nicht und schon gar nicht, ob ich es mir leisten ...