1. The Painter


    Datum: 21.04.2018, Kategorien: Medien, Autor: Anonym

    Endlich soll der lang gehegte Wunsch wahr werden. Auf allerlei Umwegen hast du einen jungen Maler ausfindig gemacht, der bereit ist, gegen kleines Geld eine Zeichnung von dir zu machen. Einige Telefonate und ein kurzes Vorgespräch in einem Café haben gezeigt, dass er dir sympathisch genug erscheint, um dich ihm an zu vertrauen. Du hast seine Adresse, ihr habt einen Termin vereinbart und endlich ist der Tag da. Statt zu duschen nimmst du an diesem Vormittag ein ausgedehntes Bad, zupfst ein paar störende Härchen aus, rasierst dir die Beine und, nach kurzem Zögern, auch den \'Bikinibereich\' bis auf ein kleines Büschel in der Mitte. Damit alles ordentlich aussieht, nachher auf der Zeichnung. Du trägst dein Lieblingsparfüm auf (macht sich sicher gut auf dem Bild), frisierst dir die Haare zurecht, bis sie genau so sitzen, wie du sie haben willst und machst dich dann ganz \'cool\' auf den Weg zu ihm:
    
    \"Bis später, mal gespannt, was draus wird.\"
    
    Die Adresse ist etwas umständlich zu finden und irgendwie musst du dir eingestehen, dass du jetzt doch ein klein wenig nervös wirst, man will ja nicht zu spät kommen und, na, ja, aufregend ist\'s halt doch. Schließlich findest du die Hausnummer, in deren Hinterhaus sich das Atelier befindet. Im Hof kann man parken und noch bevor du eine Klingel suchen kannst, öffnet der Künstler dir die Tür. Mit einem offenen, freundlichen Lächeln bittet er dich herein.
    
    Durch einen düsteren Flur geht es in ein geräumiges Zimmer mit einem großen ...
    ... Fenster zum Garten, den man nur von hier aus einsehen kann. Der Raum ist gut beheizt und zeigt fast klischeehaft den Charme des Künstlerlebens. Überall stehen fertige und halbfertige Bilder herum, Farben liegen auf dem großen, alten Tisch neben Zeichenblättern, Stiften, Kaffeetassen und Rotweinflaschen. Ein altes, weinrotes Sofa ist neben einem altersschwachen Stuhl die einzige Sitzgelegenheit.
    
    \"Da wären wir\", sagt er fröhlich. \"Mein Reich. Möchtest du was trinken? Kaffee? Einen Wein? Wasser?\"
    
    Du lässt dir einen Kaffee einschenken und schaust dich erst einmal um, saugst die reizvolle Atmosphäre des Raumes ein und beginnst schon bald, dich hier wohl zu fühlen.
    
    Der Zeichner lässt dir Zeit, dich mit der ungewohnten Umgebung vertraut zu machen. Mit keinem Wort drängt er zur Eile, beantwortet bereitwillig alle Fragen, erklärt, erzählt, plaudert. Die Begeisterung für seinen Beruf ist ihm geradezu ins Gesicht geschrieben. Förmlich strahlt er, wenn er von seinen Projekten, seinen Arbeiten berichtet.
    
    Nach einem zweiten Kaffee, er selbst hat sich ein Glas Rotwein eingeschenkt, setzt du dich zu ihm auf das Sofa. \"Tja, wie möchtest du\'s denn gern haben?\" beginnt er das Gespräch über den eigentlichen Grund deines Besuchs. \"Hattest du gesagt, es soll eine Aktzeichnung werden?\" Natürlich soll es das. Das war ja immer die Idee: Nachher die Zeichnung zu haben und der Reiz, gezeichnet zu werden, Zentimeter für Zentimeter so zu sagen mit den Augen abgetastet, gestreichelt zu ...
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