1. Spieglein, Spieglein ...


    Datum: 25.08.2019, Kategorien: Sonstige, Autor: Aldebaran66

    ... verhüllten Spiegel stand, vor dem ich mich ebenfalls wenige Augenblicke später befand.
    
    Erst dann zog er vorsichtig das Tuch weg.
    
    Ich sah mich einem Monstrum von Spiegel gegenüber. Es war zuvor erkennbar gewesen, dass er etwa zwei Meter hoch war und einen Meter zwanzig breit. Doch jetzt sah er noch wuchtiger aus.
    
    Um die Spiegelfläche selber zog sich der dicke Rahmen, reichhaltig mit Blättern und anderen Ornamenten verziert, die tief ins Holz geschnitten worden waren. Alles wirkte plastisch und es war gut zu erkennen, dass sich hier jemand verewigt hatte, der wusste, was er getan hatte. Fein war gearbeitet worden und trotz seines angenommenen Alters, hatte er wenige Schadstellen. Trotzdem sah er nicht gut aus, denn das Blattgold, was ihn überzogen hatte, war fast überall abgeplatzt und hatte dunkle Stellen hinterlassen. Nur in einer kleinen Ecke war noch ein winziger Rest vorhanden. Daher nahm ich an, dass der Rahmen einmal vollkommen mit Blattgold überzogen gewesen war.
    
    Was mich allerdings wunderte, war ein Teil des Dekores. Rundherum ging das florale Muster, doch oben, genau in der Mitte prangte eine Teufelsmaske, deren Mund wie bei einem Schrei weit geöffnet war und den Betrachter mit hervorquellenden Augen anstarrte. Dies passte nicht zum Rest, machte es aber umso interessanter. Die Spiegelfläche selber war fast blind, was daher kommen konnte, dass sie noch mit Staub überzogen war. So bot man normalerweise keine Waren an. Auf der anderen Seite sollte es wohl ...
    ... das Alter hervorheben.
    
    Eine Menge Arbeit würde auf mich warten, wenn ich ihn bekommen würde. Dabei war ich mir sicher, dass ich diesen nicht mehr verkaufen würde. Schon immer hatte ich für mein Schlafzimmer so einen Spiegel gesucht. Würde er doch aus diesem Zimmer etwas Besonderes machen.
    
    Einen Moment sah ich mir alles noch genauer an, trat einen Schritt vor und untersuchte das Holz auf Holzwurmbefall, konnte außer einigen kleinen Löchern keinen erkennen. Soweit schien alles in Ordnung zu sein.
    
    Erst als ich meine Prüfung beendet hatte, trat ich zurück, legte meinen Kopf leicht schief und sah den Mann an. Jetzt würde der schwierigste Teil folgen. Ein Preis war schwierig, denn auf diesem Gebiet kannte ich mich nicht aus. Doch dass dieses Stück etwas Wert war, lag auf der Hand.
    
    "Verraten sie mir, was ihnen für das Stück geboten wurde?", fragte ich den Mann und ich konnte es in seinen Augen blitzen sehen. Er witterte ein Geschäft und schien einen Moment zu überlegen. Konkurrenz belebt das Geschäft, auch wenn er es dem anderen Käufer versprochen hatte.
    
    "Was würden sie mir denn dafür bieten?", kam seine Frage zurück, die ich nicht mochte. Spielte er mir doch den Ball zurück, den ich ihm vor die Füße gespielt hatte, ohne dass ich schlauer daraus geworden wäre.
    
    Feingefühl war jetzt angesagt. Ich überlegte einen Moment, was ich maximal dafür ausgeben konnte, also alles, was ich an Bargeld dabei hatte, und halbierte es. Das war mir das Stück auf alle Fälle wert. Ich ...