1. Das Gesetz zum weiblichen Nacktzwang


    Datum: 05.09.2019, Kategorien: Insel der Scham, Autor: Luftikus

    ... Wurden welche entdeckt, folgte die sofortige Entfernung durch anwesende Krankenschwestern. Tattoos wurden bis zur endgültigen Laserung provisorisch überschminkt. Erst dann durften sich die ertappten Frauen wieder anziehen und ihrer Wege gehen. Seitdem trauten sich die meisten Frauen nur noch traditionell adrett gekleidet in die Öffentlichkeit.
    
    Die Videowand leuchtete auf. Sie zeigte die Ansagerin des Staatsfernsehens, die ein blaues Kleid mit einem strengen schwarzen Kragen trug. Mit kreischend pathetischer Stimme kündigte sie an, dass sich das Volk im ganzen Land versammelt habe, und mit großer Ungeduld darauf wartete, an der Weisheit des geliebten Herrn Präsidenten teilhaben zu dürfen. Dann schaltete die Liveübertragung in die große Halle des Regierungspalastes. Dort thronte der Herr Präsident in einem großen Ledersessel. Ihm schräg gegenüber saß Ludmilla T, die Chefreporterin des Propagandaministeriums.
    
    Sie trug ein graues Kostüm aus festen Stoff, der an ihrer Oberweite ordentlich spannte. Aus ihrem Jackett quoll eine weiße Schleife hervor. Die Zöpfe ihrer blonden Mähne hatte sie zu einem strengen Haarkranz gebunden. So gefiel es dem Herrn Präsidenten. Der Volksmund nannte die Staatsreporterin mit der stattlichen Figur bei vorgehaltener Hand die Domina des Präsidenten. Diesen Spitznamen verdankte Ludmilla T ihrer dunkeln schneidenden Stimme und auch ihrem betonierten Gesichtsausdruck, mit dem sie im Staatsfernsehen immer die einzig wahren Wahrheiten ...
    ... verkündete.
    
    So blickte Ludmilla T nun auch jetzt mit einer versteinerten Mine in die Kamera und verkündete im Befehlston, dass sich das Volk glücklich schätzen muss, einen solchen Präsidenten zu haben, der seine ganze Kraft und Zeit nur für das Wohl seiner Bürgerinnen und Bürger einsetzt. Die Studenten vor der Videowand klatschten pflichtbewusst Beifall. Dann begann der Herr Präsident mit der ihm eigenen Theatralik loszudonnern.
    
    Nachdem er mehr als halbe Stunde lang die üblichen Sprüche geklopft hatte, sagte er plötzlich etwas Unerwartetes: „Unsere Nation ist groß und mächtig“, schrie er einleitend seinem Volk entgegen, um dann nach einer rhetorischen Pause dozierend den Zeigefinger zu heben. „Dennoch müssen wir die Größe haben, von der moralischen Kraft anderer Völker zu lernen, die ehern an ihren überlieferten Traditionen festhalten.“ Wieder machte er eine Pause. „Zutiefst beeindruckt bin ich gestern von einer privaten Konsultation heimgekehrt, die ich auf der Insel der Scham abhielt.“
    
    Der Herr Präsident pustete aus. „Dieses Volk hat mir mit seiner unverfälschten Tradition die Augen darüber geöffnet, wie sehr wir durch diese imperialistische Dekadenz weiblicher Kleidung verweichlicht und geschwächt worden sind!“ Der Herr Präsident hob kämpferisch die Faust. Durch diesen perfiden neumodischen Firlefanz weiblicher Bekleidung hat sich der Feind durch List in unsere Reihen geschlichen, um uns von Innen her zu zermürben“, des Herrn Präsidenten Faust begann heftig zu rudern, „aber ich ...
«1234...9»