Erinnerungen 03
Datum: 09.09.2019,
Kategorien:
Sci-Fi & Phantasie
Autor: byErelyn
... Zeit vergessen hatte. Nähme man ihm jedoch sein Haus weg und würde es durch ein Zelt ersetzen, dann sähe die Sache anders aus. Eben dieses Gefühl hatte sie nun, als hätte man ihr etwas weggenommen, was rechtmäßig ihr gehörte. Dass es in Wahrheit genau anders herum war, hatte schon zu lange keine Rolle mehr gespielt.
„Ich habe dem König eine Nachricht zu überbringen", antwortete sie schließlich auf seine vorangegangene Frage, als sie sich erholt hatte.
Irgendetwas sagte ihr, dass sie sich noch nicht vollends aufzugeben brauchte. Er wusste nun zwar zweifelsohne von ihren beschränkten Fähigkeiten in der Magie des Geistes, dies war noch nie ihr Spezialgebiet gewesen. Sie hatte an der Schule der Schmerzen studiert, welche zwar hauptsächlich auf Heilung ausgerichtet war, jedoch auch -- wie der Name schon sagte -- sich mit Schmerzen im eigentlichen Sinn befasste. Einer der Leitsätze war stets gewesen, dass man Schmerzen nur heilen könnte, wenn man wüsste, wie sie entstünden. In ihren späteren Jahren an der Akademie hatte sie sich viel mit Letzterem befasst -- und in den vergengenen Jahren viel zu oft angewendet.
„Ihr glaubt doch wohl nicht, dass jeder X-beliebige eine Audienz bekommt, weil er behauptet, er hätte eine Nachricht für seine Exzellenz?"
„Ich komme von der West-Front in Idria. Es ist wichtig, dass ich sie zeitnah überbringe", ergänzte sie, wohl wissend, dass ihr Gegenüber auch mit dieser Antwort sich niemals zufriedengeben würde.
Sie versuchte an seinem ...
... Gesicht abzulesen, ob er ihre Gedanken nachverfolgte, wurde aber unweigerlich an jemanden aus ihrer Akademiezeit erinnert, der diese Kunst scheinbar perfektioniert hatte. Sie hatte in dieser Zeit jedoch auch etwas gelernt.
Damals hatten sie wochenlang gegeneinander darum gekämpft, in die Gedanken des Anderen einzudringen und eine bestimmte Information daraus zu lesen. Eine Triviale obendrein. Dass niemals jemand hatte gewinnen können, war ihnen erst im Nachhinein klargeworden. Ihrer Aufgabe waren sie damals auf anderem Wege entkommen, die viel wichtigere Lektion folgte jedoch einige Monate später, völlig ohne einen Lehrmeister: Sie hatten sich angefreundet, auf einmal schien es ganz leicht, die Gedanken des anderen lesen zu können, manchmal reichte sogar ein kurzer Blick, völlig ohne den Einsatz der Magie. Es hatte eine Weile gedauert, bis sie verstanden hatte, dass sie ihn liebte. Es hatte noch einige Jahre länger gedauert, bis sie gelernt hatte, wie angreifbar, manipulierbar Verbindungen und Freundschaften zwischen zwei Menschen waren. Damals hatte sie lernen müssen, wie leicht Menschen ausgenutzt werden konnten.
Der Verwalter war ihr hier offensichtlich überlegen, aber immer noch ein Mann. Sie hatte bis jetzt keinen Mann kennengelernt, der seine Triebe vollends unter Kontrolle hatte. Einen hatte sie kennengelernt, korrigierte sie sich selbst. Aber diese Zeit war schon zu lange her, als dass sie ihr Beachtung schenke könnte. Die Wunden stammten aus einer Zeit vor dem ...