Erinnerungen 03
Datum: 09.09.2019,
Kategorien:
Sci-Fi & Phantasie
Autor: byErelyn
... Er nutzte zwar seine Position ohne mit der Wimper zu zucken aus, sie hingegen musste sich immer häufiger ermahnen, dass sie nichts weiter als eine billige Hure für ihn war.
Je länger er mit ihr hier stand, fand sie jedoch immer mehr Gefallen daran. Vielleicht hatte er nicht das Geringste für sie übrig, aber wer hatte denn bestimmt, sie könne heute Abend nicht auch ein wenig Spaß haben? Es würde ihr auf diese Weise wahrscheinlich sogar leichter fallen, endlich wieder Tageslicht sehen zu können. Seit Jahren hatte sie ausschließlich unter freiem Himmel oder maximal für eine Nacht in einer kleinen Hütte übernachtet, es fühlte sich seltsam an, für eine längere Zeit eine Decke über dem Kopf zu haben. Selbst, wenn diese hier so hoch war wie mehr als zwei Stockwerke und sie noch nicht mal einen ganzen Tag im Palast beziehungsweise dessen Kerker verbracht hatte.
Sie war ihm beinahe dankbar, als er sich endlich von den beiden Statuen abwandte und sie mit einer kurzen Geste durch die Tür schickte. Zu ihrer Überraschung unterschied sich dieser Raum kaum von der Eingangshalle, bis auf den kleinen Unterschied, dass es vier, statt zwei weiterführende Türen gab, die über einen etwa halb so großen Raum gleichmäßig verteilt waren. Statt eines Mauerdurchlasses waren diese hier nun auch kunstvoll verzierte Holztüren, der Gesamteindruck mit einer Mosaikkuppel und dem schwarzen Boden war jedoch beinahe identisch.
Ein stummer Blick beorderte sie zu der halblinken Tür, statt sie ...
... jedoch zu öffnen, blieb er davor stehen und deutete auf die Schnitzerei auf der Tür. Sie zeigte eine Bogenschützin, die drei Pfeile gleichzeitig aufgelegt hatte, in etwa einhundert Schritt Entfernung ritten drei berittene Kavalleriesoldaten auf sie zu. Der Mittlere von ihnen, offenbar der General, hatte sein Schwert weit über den Kopf gehoben, als bliese er eine ganze Armee und nicht nur zwei verbliebene Soldaten zum Kampf. Die Bogenschützin war hatte noch beinahe jugendliche Gesichtszüge, doch der eiskalte Blick in den Augen war unverkennbar derselbe wie der der Statue von eben. Von irgendwoher hatte sie das Gefühl, eventuell doch schon einmal von dieser legendären Kämpferin gehört zu haben, irgendwo hatte sie dieses Gesicht schon einmal gesehen. Nur ohne diese Augen, die sie beim Anblick frösteln ließen.
Ohne eine Ankündigung öffnete ihr Begleiter die Tür, sodass sie keine andere Wahl hatte, als unvermittelt die offensichtliche Fortsetzung der Szene, nun mit Mosaik in den Boden eingesetzt, zu betrachten: An der Stelle der Kavallerieeinheiten steckten nun drei Pfeile, perfekt in einer Reihe. Die Körper der Toten hatte man wohl weggelassen. Die Bogenschützin hatte sich umgedreht, den Bogen wieder auf den Rücken geschnallt, als wäre sie niemals gestört worden, setzte sie ihren Weg fort. Ein weiteres Detail hatte sich verändert: Die Wolken am Himmel warfen nun alle ihren Schatten in ihre Richtung, sodass es so aussah, als würden die Schatten zu ihr gehören und nicht zu den ...