Erinnerungen 03
Datum: 09.09.2019,
Kategorien:
Sci-Fi & Phantasie
Autor: byErelyn
... ihr einige Dorfbewohner ein wenig ans Herz gewachsen. Vielleicht auch deswegen, weil sie es nicht gewohnt war, anderen helfen zu können. Man kam sich dabei unweigerlich näher, überwand allein aus der Notwendigkeit heraus Barrieren, die man anders niemals überwunden hätte. Wann hatte sich ihr das letzte Mal die Möglichkeit geboten, unbeschwert mit jemandem plaudern zu können?
So schwer auch das Argument wog, dass es sich ändern würde, nach dem gestrigen Abend wohl nur noch wenige auf natürliche Weise mit ihr reden würden. Sie konnte sich nicht dazu durchringen, glücklich über die Weiterreise zu sein. Selbst wenn sie außer Acht ließ, dass sie gerade erst begonnen hatte, sich an ein richtiges Bett zu gewöhnen. Natürlich, Quinn war bei ihr. Aber mit jedem weiteren Tag rückte Lanan näher und sie wollte nicht darüber nachdenken müssen was passieren würde, wenn sie ihren Bruder gefunden hatte.
XIV.
Die Dämmerung war beinahe vorbei, als sie durch das riesige Tor hinaus ins Freie trat. Intuitiv pumpte sie so viel Luft wie nur möglich in ihre Lungen und ließ sie langsam wieder entweichen, nur um es eine Sekunde später wieder zu bereuen. Die schwere Stadtluft erzeugte einen stechenden Schmerz in ihrer Lunge, als würde sie flüssiges Eisen einatmen. Die Verletzungen aus der letzten Schlacht vor einigen Wochen waren noch nicht ganz verheilt, würden es vielleicht niemals tun. Noch eine weitere hätte sie vielleicht nicht überlebt. Was genau genommen angesichts ihrer bevorstehenden ...
... Aufgabe wahrscheinlich gar keine so üble Option gewesen wäre.
Langsam stieg sie die wenigen Stufen auf den nun menschenleeren Platz hinab, auf dem sie sich heute Morgen noch durch das Gedränge gekämpft hatte. Die hellen Pflastersteine reflektierten die letzten Sonnenstrahlen und bildeten ein goldenes Meer, das sich durch ihren langen Schatten auf magische Weise vor ihr teilte.
Ohne Hast lief sie quer über den Platz, bog in eine kleine Seitenstraße ein und steuerte auf das Gasthaus zu, in dem sie schon die letzte Nacht verbracht hatte. Bereits vor der Tür empfing sie der beißende Geruch von Met und starkem Bier. Bevor sie die Tür öffnen konnte, wurde sie aufgeschlagen und ein verwahrloster, untersetzter Mann unter wüsten Beschimpfungen herausgestoßen. Sie lächelte und zog sich die ihre Kapuze über den Kopf, bevor sie eintrat.
Mit einem Kopfnicken begrüßte sie den Wirt und kämpfte sich durch den Haufen Trinker, die um die Tür herumstanden.
„Scheint heute ruhig zu bleiben", grinste sie, als sie den Tresen erreicht hatte.
„Solange sie bezahlen und die Tische in Ruhe lassen, ist es mir ganz recht", brummte der Wirt,
„Wenn sie sich miteinander streiten, haben sie keine Zeit, sich über meine Preise zu beschweren."
Sie nickte.
„Met und ein Zimmer für die Nacht, falls noch eins frei ist", gab sie ihre Bestellung auf.
Der Wirt verschwand kurz durch eine Tür hinter dem Tresen und kam ein paar Sekunden später mit einem Schlüssel wieder.
„Sechs Bronzestücke, ...