1. Erinnerungen 03


    Datum: 09.09.2019, Kategorien: Sci-Fi & Phantasie Autor: byErelyn

    ... schuld war, dass es keinen Stamm mehr gab?
    
    Nur langsam versiegten die Tränen, als sie die verklebten Augen öffnete schien ihr die schon hochstehende Sonne durch das kleine Fenster im Raum ins Gesicht. Wie lang hatte sie geschlafen? Wahrscheinlich kaum ein paar Stunden beantwortete sie sich die Frage selbst. Die ganze Nacht hatte sie versucht einzuschlafen, sie hatte sogar Quinn wach gehalten, war der Meinung gewesen, ihm mitten in der Nacht ihre Geschichte erzählen zu müssen.
    
    Erst jetzt bemerkte sie, dass niemand außer ihr im Raum war. Bis gerade eben hatte sie nicht dran gedacht, dass Quinn neben ihr geschlafen hatte, doch sein Platz war leer. Zu leer. Nicht einmal eine Decke oder ein Kissen war dort zu finden. Panisch sprang sie aus dem Bett, nur um unmittelbar darauf zu bemerken, dass sie so unmöglich vor die Tür gehen konnte. Sie war splitternackt.
    
    Sie sah sich im Zimmer um, ihre Sachen lagen erstaunlicherweise ordentlich zusammengelegt auf einem Stuhl neben dem Bett. Mechanisch schlüpfte sie hinein, ohne zu registrieren, dass jemand einen kleinen Zettel auf den Stapel gelegt hatte. Unbeachtet flog er davon und verschwand in einer Ecke. Instinktiv machte sie sich daran das Bett zu ordnen, als ihr ein verräterischer, etwas feuchter Fleck etwas in der Mitte auffiel. Offensichtlich hatte sie sehr lebhaft geträumt.
    
    Sie fand Quinn schließlich auf einer Bank auf dem Dorfplatz, wie er sich mit dem Dorfältesten, dem Schmied und einigen anderen Männern unterhielt, die ...
    ... sie nicht mehr zuordnen konnte. Wahrscheinlich waren es Bauern. Sie versuchte zu verstehen, worüber sie redeten, als sie jedoch in Hörweite kam, unterbrach Quinn mit einer Handbewegung das Gespräch und winkte sie heran.
    
    „Guten Morgen, ausgeschlafen?", fragte er mit einem vielsagenden Lächeln.
    
    So gut es ging verbarg sie, dass sie alles andere als ausgeschlafen war, revanchierte sich mit einer kurzen Umarmung und einem Kuss. In seinen Augen sah sie jedoch, dass er ihr ihren geistigen Zustand genauestens ansah.
    
    „Danke für alles, wir wissen eure Hilfe wirklich sehr zu schätzen. Auch wenn wir nicht erwartet hätten, dass sie von einem so ungewöhnlichem Paar kommt", hörte sie den Stammesältesten sagen, dann verschwand die kleine Gruppe, als würden sie vor ihr flüchten.
    
    „Manchmal versteckt sich im Acker nun mal der größte Schatz und im Schatzkeller nur ein Schuldschein", sagte Quinn noch, doch die Männer konnten ihn schon nicht mehr hören. Vermutlich war das auch besser so.
    
    Er wendete sich wieder ihr zu, sein Gesichtsausdruck verriet Besorgnis. Ihre Lippen formten zur Antwort ein „Später", ohne wirklich zu wissen, wann dies eigentlich sein sollte.
    
    „Nach den gestrigen Ereignissen habe ich mit den, meiner Meinung nach, verständigsten Personen hier gesprochen. Habe ihnen noch einige Anweisungen gegeben, wie sie die schwer Verwundeten am besten weiter versorgen können, damit wir weiterreisen können."
    
    Für einen Moment war sie enttäuscht, trotz aller Widrigkeiten waren ...
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