Erinnerungen 03
Datum: 09.09.2019,
Kategorien:
Sci-Fi & Phantasie
Autor: byErelyn
... was dieser offensichtlich nicht guthieß. Nachdem er jedoch gesagt bekam, es stünde ihm frei auch wieder zu gehen, kramte er widerwillig in seiner Tasche und holte ein kleines Silberstück hervor.
Er war groß und schmal, dunkle, fast schwarze Haare umrahmten ein fahles, eingefallenes Gesicht. Die tiefen Augen sprühten vor Misstrauen, sein Gesichtsausdruck wirkte beinahe versteinert, als hätte er in seinem Leben noch nicht ein einziges Mal gelächelt. Ein langer, schwarzer Mantel hüllte ihn ein, aus dem nur zwei gespenstisch dünne Arme hervorstachen und braune Lederstiefel mit Sporen an seinen Füßen zu erkennen. Entweder ein Bote oder ein Auftragsmörder, in welchen Diensten auch immer. Die Verzierungen an den Lederstiefeln ließen jedoch darauf schließen, dass er recht anständig bezahlt wurde. Ein Mörder also.
Sie erschrak beinahe, als er für einen Augenblick sein Gesicht zu ihr wendete und argwöhnisch betrachtete. Sie sah eine Kette um seinen Hals, an der ein goldenes Wappen befestigt war. Das Wappen des Königshauses. Bevor sie sich darüber klarwurde, was das hieß, knallte ihm der Wirt das Restgeld auf den Tisch. Er wendete sich ab von ihr, steckte sie sich ein, nahm sich sein Bier und verschwand in einer Ecke der Taverne, in der sie ihn nicht mehr sehen konnte.
Sie beugte sich in betont vertraulicher Haltung zum Wirt herüber und senkte ihre Stimme, als sie das begonnene Gespräch fortführte.
„Ich habe nie behauptet, ich hätte eine Audienz bekommen..."
„Nicht ...
... jetzt!", wurde sie unterbrochen,
„Der Mann, den ihr eben gesehen habt..."
Er schluckte hörbar.
„... war ein Vertrauter von König Luarek persönlich. Diese Männer können schneller töten, als euch lieb ist, und sie brauchen nichts und niemand zu fürchten. Sie stehen über dem Gesetz. Jetzt legt euch schlafen, wir reden morgen weiter."
Wunderbar, wenn sie vorher noch Zweifel gehabt hätte, ob sie überwacht wurde, so waren diese nun vollständig ausgeräumt. Was sie daran erinnerte, dass der Magier, den sie zu fangen hatte, wahrscheinlich ziemlich mächtig war. Jedenfalls hielt Luarek ihn für mächtig. Wenn Uriel die Wahrheit erzählt hatte, dass im Landesinneren kaum Magier ausgebildet wurden, diese dann nur in den Künsten des Geistes unter strengster Überwachung, dann war es offensichtlich, dass er ein Problem mit einem herumlaufenden Magier hatte. Er konnte kaum eine ganze Armee auf die Suche schicken, die Alternativen waren rar.
Eine Handvoll seiner Assassinen dafür zu verheizen war es ihm offensichtlich nicht wert, beziehungsweise konnte er selbst nicht einschätzen, was dieser Magier wirklich konnte. Sie hingegen hatte er schon kennen gelernt, wusste genau, wo mögliche Schwächen waren. Und das Wichtigste: Sie war ersetzbar. Niemand interessierte sich dafür, wenn sie scheiterte und dabei umkam. Er wusste genau, dass sie im Zweifel nichts gegen einen gezielten Dolch ausrichten konnte, im Zweifel, während sie schlief. Nicht allein. Mit einer Armee wurde sie stets soweit ...