1. Erinnerungen 03


    Datum: 09.09.2019, Kategorien: Sci-Fi & Phantasie Autor: byErelyn

    ... Stunden später durch unheilbare Verbrennungen dahin gerafft.
    
    Doch dann hatte er ihr noch einmal in die Augen gesehen und darin etwas seltsam Vertrautes erkannt. Ein benommen machender Kopfschmerz breitete sich aus, als er versuchte, sich zu erinnern. Das Bild der Magierin begann langsam zu verschwimmen, aus den blutverschmierten Armen wurden die zitternden Arme eines Mädchens, die dunkel verfärbte Kleidung zu einem weißen Nachthemd. Das Schlachtfeld änderte Form und Farbe zu einem kleinen Zimmer in der Akademie. Das Einzige was blieb, war der verzweifelte Ausdruck in ihren Augen. Verdammt, nein. Sie würde so etwas nicht tun. Er hatte Wahnvorstellungen.
    
    Als wollten seine eigenen Gedanken ihn verhöhnen, kam ihm ein Soldat wieder in den Sinn, den er vor vielen Jahren behandelt hatte. „Meine Mutter ist gerade gestorben", hatte er an einem Tag plötzlich gesagt, als er mit ihm zusammen am Feuer gesessen hatte. Er hatte gelacht und war dann von seinem todernsten Blick zum Schweigen gebracht worden. Eine Woche später erfuhren sie durch einen Boten, der losgeschickt wurde, dass der Soldat offenbar Recht gehabt hatte. Wie eine Vision. Ja er hatte davon gehört, es jedoch immer als purer Zufall und Aberglaube abgetan. Außerdem konnte er dergleichen gerade nicht gebrauchen. Daria hatte sich zum Glück schon wieder ein wenig erholt, doch ihre Verfassung am gestrigen Abend hatte ihm wieder einmal klar gemacht, dass sie Hilfe offensichtlich noch mehr nötig hatte, als er selbst. Er ...
    ... liebte sie dafür, weil sie ihn verstand. Sie urteilte nicht über einen Heilmagier, der mit voller Bewaffnung reiste. Sie hörte ihm zu und gab ihm Halt.
    
    Nur langsam, wenn man angesichts der wenigen gemeinsam verbrachten Tage davon sprechen konnte, begann er wirklich zu begreifen, dass sie sich vor ihrer eigenen Vergangenheit, so gut es ging, verschloss, dabei jedoch immer wieder scheiterte. Sie hatte einmal erwähnt, selbst mehr Menschen auf dem Gewissen zu haben, als sie zählen konnte. Er hatte nie nachgefragt, sich immer nur daran gehalten, dass sie ihm zuhörte. Wer war diese Frau, die ihn mit einem einzigen Blick in sich zusammenschmelzen ließ?
    
    „Alles in Ordnung?"
    
    Ihre klare Stimme unterbrach seine Gedanken und wischte sie fort, als wären sie nie da gewesen.
    
    „Ja, ja, geht schon. Ich bin nur noch ein wenig erschöpft."
    
    Er rang sich ein Lächeln ab, was er nicht ganz ehrlich hinbekam. Er hoffte, dass sie es nicht merkte.
    
    „Wir sollten uns einen Platz für die Nacht suchen, es macht keinen Sinn noch viel weiter zu gehen. Wir werden in der nächsten Stunde weder Holz noch Wasser finden, also sollten wir es, so weit es geht, einteilen. Es hilft nicht, wenn wir heute Abend vor Erschöpfung die Hälfte eines Wasserschlauchs austrinken."
    
    Er nickte zur Bestätigung, es würde ein karges Mahl werden. Nur ein wenig Dörrfleisch aus den Vorräten und keine Wärme außer einem Zelt.
    
    Mangels einer besseren Möglichkeit lagerten sie nur ein wenig abseits des Weges, wenn es dunkel ...
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