Erinnerungen 03
Datum: 09.09.2019,
Kategorien:
Sci-Fi & Phantasie
Autor: byErelyn
... überleben, hast du eine Ahnung, wie viel Menschen ich getötet habe? Welche Lügen habe ich dir erzählt, dass du mir überhaupt noch in die Augen sehen kannst?"
Ihre Stimme wurde schwächer, bei ihren letzten Worten hatte sie die Augen geschlossen, als ob sie wirklich daran glaubte, dass er ihr nicht in die Augen sehen konnte. Es dauerte einen kleinen Moment, bis er bemerkte, dass sie meinte, was sie sagte. So sanft wie nur möglich legte er ihren Kopf auf eine Schulter und hielt sie fest, bis sich ihre Brust wieder gleichmäßig bewegte. Vielleicht hatte er genau darauf gewartet, als er noch vor eineinhalb Wochen in der Taverne gesessen hatte. Auf jemanden, der sich nicht über einen schwer bewaffneten Heiler wunderte, weil er selbst kein besseres Bild abgab.
Ihre Nähe fühlt sich wunderbar an, wie ein lange vergessener Teil, den er endlich wiedergefunden hatte. Er verwünschte sich für den Gedanken, aber es war unendlich befreiend, dass er nicht der Einzige war, der mit sich selbst kaum zurechtkam. Es war gut, jemanden zum Reden zu haben. Viel besser war es jedoch, dass er für den Kern seiner Erzählungen keine Worte brauchte, damit Daria ihn verstand. Und obwohl sie sich immer wieder vorwarf, ihm nichts zurückgeben zu können, war es nicht wichtig, dass sie etwas preisgab. Vielleicht würde sie das noch tun, vielleicht auch nicht. Bis dahin genoss er mit jeder Faser seines Körpers, dass er sie gefunden hatte. Sie ihn gefunden hatte, verbesserte er sich gedanklich.
Sanft zog ...
... er sie zu einem Kuss, er war beinahe überrascht, dass sie es ohne Widerstand zuließ. Sein Kuss wurde fordernder, sein Griff fester, je länger er sie hielt. Für einen Moment wurde er unsicher, als sie versuchte, sich zu befreien, jedoch sofort wieder aufgab. Sie ließ es geschehen, blieb jedoch teilnahmslos. Ein wenig enttäuscht ließ er sie los, sie blickte ihn mit weit geöffneten Augen an, die unverkennbar feucht glänzten.
„Warum?"
Sie ließ ihre Frage im Raum stehen, als wäre sie eine Wand, die sich gerade zwischen ihnen errichtete. Er zuckte zur Antwort entschuldigend mit den Schultern. Es gab keine Antwort auf solch eine Frage.
„Wenn ich das beantworten könnte, dann wäre ich nicht hier."
Und genauso wenig hätte er eine so platte Antwort geben müssen.
Selbst, wenn sie alles andere als fröhlich war, einfach wunderschön blieb sie. Im diffusen Licht der Nacht zeichnete sich ihre Silhouette unscharf ab, ihre ohnehin schon schwarzen Haare sahen aus wie ein dunkler Schatten, der ihren Kopf halb verdeckte. Ihr Gesichtsausdruck war kaum zu erkennen, nur, dass ihr sonst so erfrischendes Lächeln fehlte. Nur ihre Augen blitzen ihn an, wie zwei eigene Sterne.
Sie machte eine Bewegung mit dem Kopf, die er nicht einordnen konnte. Ruckartig nickte sie, ohne ihn dabei anzusehen. Ein einziges Mal, ohne Wiederholung. Er traute sich nicht, zu reagieren. In diesem Augenblick kam ein leichter Windhauch und blies ihm ein Sandkorn ins Auge. Zwang ihn, zu blinzeln, bis er wieder ...