1. Bauernschaft Teil 1


    Datum: 17.09.2019, Kategorien: Erstes Mal Humor Autor: caspar-david

    Seit Monaten ärgerte ich mich darüber, an der unübersichtlichen Landstraße immer an der gleichen Stelle der Gabelung, an der auch noch eine Bushaltestelle lag, am Hang warten zu müssen. Regelmäßig würgte ich mein Moped ab. Wenn es dann noch regnete, war der Tag schon gelaufen, bevor er begonnen hatte. Der alte Bauer, der mehr aus Langeweile und möglicherweise Spaß an der Sache auf seinem Traktor saß und mich von seinem Bock aus scheinbar amüsiert beobachtete, hatte seinen Hof direkt neben dem Feld, auf dem er täglich thronte; dahinter aus meinem Dorf kommend lag ein Waldstück. Er konnte natürlich nicht sehen, wie ich unter dem Helm fluchte, aber meine Gestik war sicher aussagekräftig genug.
    
    Ich stand da und schaute den Regentropfen zu, die fast in Rinnsalen vom Lenker liefen. Dann sah ich mich um; der Alte tuckelte langsam den Hügel in Richtung der Ställe hinauf. Mein Blick folgte ihm und ich verlängerte die Linie von den Gebäuden oberhalb bis zum Wald. Am nächsten Morgen würde ich versuchen, den Waldweg zu benutzen. Mit Sicherheit reichte der Patt bis zu seinem Hof, und er hätte gewiss nichts dagegen, wenn ich das kurze Stück seiner Privatstraße benutzte, um diese furchtbare Gabelung hier zu umgehen. Da kam der Bus und versperrte mir die Sicht. Die Leute darin guckten genauso bedröppelt wie das Wetter war.
    
    Am nächsten Morgen bog ich also am Ende des Dorfes von der Straße links den Waldweg hoch. Es hatte die halbe Nacht geregnet und entsprechend matschig war der Weg, ...
    ... aber wenn mein Plan aufginge, wäre es ein dreckiges Moped wert, außerdem konnte es ja nicht jeden Tag regnen. Als ich die Lichtung sah, die mir bedeutete, dass ich kurz vor dem Hof des alten Bauern angelangt war, hatte ich fast fünf Minuten Zeit gespart und niemandem Vorfahrt gewähren müssen. Ich grinste unter meinem Helm und fuhr knatternd auf den Hof. Er war wie eine kleine Festung mit vielen Gebäuden, alles alte Backsteinhäuser und ein paar Schuppen, und ich konnte nicht sehen, wo die Zufahrt zur Straße war. Ich stieg ab und machte das Moped aus. Ich schob es neben mir her in eine Gasse - Sackgasse. Ich drehte um und versuchte die nächste - wieder nichts. Das konnte doch nicht wahr sein, irgendwo musste er seinen Fuhrpark doch stehen haben, mögliche Reifenspuren auf dem Asphalt und dem Pflaster waren vom Regen weggespült; mein Zeitvorsprung schwand. Dann endlich eine schmale Durchfahrt, hinter der ein kleines eingezäuntes Feld lag, vermutlich für freilaufende Haustiere, denn die Kühe waren ganz woanders und hatten natürlich ihre eigene Wiese.
    
    Ich trottete mit meinem Moped nebenher vor mich hin und schaute auf die Fugen zwischen den Betonplatten. Wenn ich meinen Helm abnehmen würde, könnte ich mehr von meiner Umgebung wahrnehmen. Aber ich müsste ja gleich bei der Straße sein.
    
    Von wegen. Der Betonweg war zu Ende und ich stand auf einer Wiese. Ich war echt desorientiert; wie weit von der Straße war ich nun weg? Ein Maschendrahtzaun mit vermoderten Holzpfählen, von dem man ...
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