1. Der Geruch des Geldes


    Datum: 16.10.2019, Kategorien: Erotische Verbindungen, Autor: byplusquamperfekt

    ... nichts zu haben. Ich hätte da unten in diesem Halbleben verwesen können, aber das kann man doch nicht dem Menschen zumuten, den man liebt. Und noch immer vertraute sie mir, nur die Müdigkeit in ihrem Gesicht, die entstammte nicht mehr den langen Stunden in der Kneipe. Das war jetzt schon das Leben, das an ihr zehrte. Und dafür fühlte ich mich verantwortlich. Das hatte sie nicht verdient. So was nicht.
    
    Und dann rief mich Gutschke an, gab mir den Tipp mit der Firma.
    
    ***
    
    Der Anzug sah noch ganz neu aus, dabei war er nun bereits drei Jahre alt. Getragen hatte ich ihn wirklich nur zu Vorstellungsgesprächen und trotz hunderter Bewerbungen waren das vielleicht gerade eine Handvoll gewesen. Sie liess mich warten. Ihre Sekretärin hatte mir meinen Warteplatz auf dem geschmackvollen Ledersofa zugewiesen und mich danach ebenfalls ignoriert. Die Tür zum Büro hinter ihr war einen Spalt offen; sehen konnte ich sie nicht, aber ihre Stimme drang ein ums andere Mal herrisch und kalt an mein Ohr. Auch darauf hatte mich Gutschke vorbereitet.
    
    Dann stand sie plötzlich in der Tür, musterte mich kurz mit steinernem Gesicht, rang sich ein „dauert noch'n Moment" ab und sprach dann mit der Sekretärin. Ich sah sie mir genau an. Vielleicht Ende zwanzig, stahlgraue Augen, die Haare dunkelrot gefärbt und als Ponyschwanz in den Nacken gebunden. Ein blasses Gesicht umrahmte einen erstaunlich vollen und sinnlichen Mund. Eine Stubsnase passte irgendwie nicht dazu. Sie strahlte Autorität aus, ...
    ... Selbstbewusstsein und unterschwellige Gewalt. Das liess sich auch an den nervösen Reaktionen der Sekretärin ablesen. Die duckte sich richtig. Das war kein Kumpelchef, soviel war klar.
    
    Schlank war sie, der mittellange schwarze Rock liess auch einen Blick auf wohlgeformte Beine in schwarzen Strümpfen zu, dazu eine passende Bluse gleicher Farbe, schlicht und sehr professionell, aber durchaus zeigend, was sie hatte. Unsere Blicke trafen sich; ihre Augen vereengten sich zu schmalen Schlitzen, aber sonst zeigte sie keine Reaktion und dackelte mit einer Handvoll Papieren wieder in ihr Allerheiligstes ab. Ich lächelte der Sekretärin zu, die sichtbar erleichtert wirkte, aber sie konnte mein Lächeln wohl nicht einordnen, zog kurz die Brauen hoch und sah dann wieder weg.
    
    Meine Hände schwitzten, das Warten zehrte langsam an meiner Substanz. Gerade als mir die Sekretärin einen Kaffee anbot, öffnete sich die Tür wieder und die Chefin warf die Papiere auf den Schreibtisch, nickte mir zu.
    
    „Jetzt aber. Tut mir leid, dass Sie so lange warten mussten. Der Vorgang hatte Vorrang. Kommen Sie."
    
    Ich folgte ihr in das moderne Büro, Riesenflachbildschirm, edles Mobiliar, alles Leder, was sonst. Ein schwerer heller Schreibtisch, mit Papieren übersäät. Sie blieb an der Tür stehen, deutete auf den Stuhl vor ihrem Schreibtisch und sagte noch etwas Unverständliches zur Sekretärin. Dann schlug sie die Tür hinter uns zu. Ich setzte mich angespannt auf den hochlehnigen Stuhl, den sie mir zugewiesen ...
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