1. Der Geruch des Geldes


    Datum: 16.10.2019, Kategorien: Erotische Verbindungen, Autor: byplusquamperfekt

    ... hatte. Sie drückte einen Knopf auf der Interkomanlage.
    
    „Alice? Keine Gespräche jetzt. Wenn Ludwig anruft, bestätige den Termin für morgen um neun."
    
    Sie liess sich in ihren Chefsessel sinken. Für einen Moment musterte sie mich schweigend, dann zog sie an einem Papierstapel und fischte meine Bewerbungsmappe heraus.
    
    „Sechsundzwanzig Jahre bei der gleichen Firma."
    
    „Ja, stimmt."
    
    Meine Stimme klang rauh und fremd. Vielleicht hätte ich vorhin doch das Glas Wasser oder den angebotenen Kaffee annehmen sollen.
    
    „Und dann?"
    
    „Dann ging sie pleite."
    
    Sie nickte und sah weiter durch meine Mappe. Die Beine hatte sie übereinandergeschlagen und wippte leicht mit dem oberen.
    
    „Nun gut, ihr letzter Chef hielt grosse Stücke von ihnen."
    
    „Das kann man so sagen."
    
    „Soll ich mich auf das Urteilsvermögen eines Versagers verlassen?"
    
    Es war nicht nur was, sondern auch wie sie es sagte, diese fast legere Bösartigkeit, die mir die Sprache verschlug. Ihr spöttisches Grinsen machte die Sache nicht besser.
    
    „Na los, warum verteidigen sie ihn nicht? Keinen Sinn für Loyalität?"
    
    Das Blut rauschte in meinen Ohren. Das Gespräch lief genauso, wie sie es wollte. Und an mir vorbei.
    
    „Er war kein Versager, er war ein erstklassiger Mann, menschlich wie auch professionell."
    
    Sie lächelte überlegen.
    
    „Na siehste, geht doch. Hättest du das nicht über die Lippen gekriegt, wär das Gespräch jetzt beendet."
    
    Das vertrauliche „Du" war kein Zeichen der Entspannunng, im ...
    ... Gegenteil, so wie sie es nutzte, war es der Ansatz zu weiterer Erniedrigung. Sie spielte mit ihren Ponytail und sah mich unverwandt an.
    
    „Mitarbeiter, die keinen Schwanz in der Hose haben, kann ich nämlich nicht gebrauchen."
    
    Erwartete sie darauf eine Antwort? Diese Pausen in ihrer Rede machten mich langsam nervös. Ich nickte stumm.
    
    „Ich brauche Leute um mich, die wissen was sie wollen. Und die bereit sind, alles dafür zu tun."
    
    „Schon klar."
    
    „Und? Bist du das?"
    
    „Ich denke schon."
    
    „Ach, Mensch, falsche Antwort. Ich gebe dir aber noch eine Chance zur Korrektur."
    
    „Selbstverständlich bin ich das."
    
    „Du tust alles, was ich von dir verlange?"
    
    „Natürlich."
    
    Sie lächelte versonnen.
    
    „Das war die Antwort, die ich hören wollte. Schon besser, schon besser."
    
    Sie sah wieder in die Mappe.
    
    „Verheiratet?"
    
    Ich schluckte den plötzlichen Kropf herunter.
    
    „Ja. Drei Jahre jetzt."
    
    „Glücklich?"
    
    „Ja, sehr."
    
    „Kinder?"
    
    „Nein."
    
    „Warum nicht? Das fehlende Geld? Oder hat's einfach noch nicht geklappt?"
    
    „Die finanzielle Situation..."
    
    „Schon klar. Aber ficken tut ihr ordentlich?"
    
    Ich fühlte, wie mir das Blut in den Kopf schoss. Was für ein Miststück.
    
    „Das kann man so sagen."
    
    Ich schluckte den Zusatz, dass sie das einen feuchten Kehrricht anginge, mühelos herunter. Das war ihr Spiel, und sie bestimmte die Regeln. Sie wollte mich zerlegen und schaffte das auch sehr gut.
    
    „Wie alt ist deine Frau?"
    
    „Fünfzehn Jahre jünger, zweiunddreissig ...
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