1. In der Nähe so fern


    Datum: 23.10.2019, Kategorien: Verschiedene Rassen Autor: byAuden James

    ... holte ihn hervor, sodass Aiko ihn sah. »Vielleicht werfen wir ein paar Körbe und verbrennen alles?«
    
    »Klar«, sagte sie, vom Alkohol schwerlich beeindruckt. »Aber ich muss gestehen, ich bin keine große Athletin.«
    
    »Dann werden wir vielleicht gleichauf sein.« Paul betrachtete den auf seiner Fingerspitze herumwirbelnden Ball.
    
    *
    
    »Ich fasse nicht, dass eine halbe Flasche ausgereicht hat«, sagte sie, ihm den Ball zuwerfend. »Ich hatte genauso viel wie du.«
    
    Sie standen wenige Yards vom Korb entfernt im Zentrum eines baumbestandenen kleinen Parks. Gelbe und weiße Straßenlichter linsten durch das dichte Laub.
    
    »Man lernt nie aus«, sagte Paul unbekümmert. Er nahm einen Wurf und verwarf. Der Ball fiel mit einem gummiweichen ›Bing‹ zu Boden und sprang weg. Er joggte am Korb vorbei, um ihn zurückzuholen.
    
    Aiko war suspekt, wie das »alles verbrennen« würde, wie er gesagt hatte. Jedenfalls war er in seinem Element und unbeschwert. Sie beabsichtigte nicht, ihn zu einem Eins-gegen-eins herauszufordern. Das wäre eine wahre Schnapsidee. Sie stützte ihre Hände auf die Rückseite ihrer Hüften und studierte ihn, wie er sich den Weg zu ihr zurückbahnte, ausdrucklos den Ball dribbelnd. Abgesehen von seinem Gesicht konnte Paul schwerlich als gerade Achtzehnjähriger durchgehen. Jungenhafte Züge fanden sich noch immer an seinem von einem kleinen Grübchen eingekerbten Kinn, den Seiten seiner Nase, den markanten Winkeln seiner Kinnlinie … den geröteten, hohen Rundungen seines ...
    ... Jochbeins. Mit seinen achtzehn Jahren war er jung, aber schon umwerfend gutaussehend auf eine unauffällig adrette, amerikanische Weise. Er war ständig in die schlichten Schnitte und Farben eines athletischen Städters im Teenageralter gekleidet. Was für ein scharfer Kontrast zu Anders' engsitzender Kleidung in Day-Glo-Farben. Aiko fuhr unwillkürlich zusammen – der Gedanke versetzte ihr einen Stich.
    
    Paul machte einen sachten Sprung für einen weiteren Wurf – diesmal aus größerer Entfernung, und verwandelte.
    
    »Ich denke, du solltest vielleicht etwas Wasser zu dir nehmen«, bemerkte sie, den Trinkbrunnenstein in einer schattigen Ecke des Parks erinnernd.
    
    »Gute Idee.« Er seufzte leise und stapfte hinter der vorangehenden Aiko her.
    
    »Bei dir alles okay?«, fragte sie, zu ihm zurückblickend.
    
    »Joa, mir geht's gut.« Seine niedergeschlagenen Augen schienen verdüstert. Er schüttelte langsam den Kopf, sichtlich betreten über den Kontrollverlust, der mit dem Betrunkensein einherging.
    
    Sie hielten beim Brunnen, wo Paul sich über den aufwärtssprudelnden Wasserbogen beugte. Aiko setzte sich auf eine nahe Bank und nahm einen Lungenzug klarer Nachtluft.
    
    »Es wird ein wenig kühler «, sagte sie gedankenverloren.
    
    Einige Augenblicke später hatte er seinen Durst nach Wasser gestillt und setzte sich zu ihr auf die Bank, die Feuchtigkeit mit der Hand von seinen Lippen wischend. Ein tiefergelegter Wagen, aus dem laute Reggaeton-Musik wummerte, trieb am Park vorbei, zeitweilig die Stille ...
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