1. In der Nähe so fern


    Datum: 23.10.2019, Kategorien: Verschiedene Rassen Autor: byAuden James

    ... auch mehrere Schattierungen dunkler geworden. Der Paul von heute schien die gesamte Küche einzunehmen.
    
    »Basketball«, sagte Hannah augenrollend. »Nichts anderes macht er jetzt mehr.«
    
    »Als ich noch zur Schule ging«, berichtigte Paul, Aikos Stieren scheuend. »Ich werde dann mal unter die Dusche springen.«
    
    Er stellte den leeren Behälter auf die Arbeitsplatte und eilte zur Treppe im vorderen Teil der Diele, das Gespräch abrupt beendend. Hannah und Aiko hörten die Stufen knarren und ächzen unter seinem Gewicht, als er außer Hörweite und treppauf trampelte ins obere Stockwerk.
    
    »Krass.
    
    Komplette Verwandlung
    
    «, sagte Aiko mit hochgezogenen Augenbrauen.
    
    »Lass dich von ihm nicht hinter die Fichte führen«, feixte Hannah und deponierte den leeren Behälter im Müll. »Du solltest ihn sehen, wenn er nicht in deiner Nähe ist.«
    
    »Wieso, was meinst du?«
    
    »Der Junge sitzt die ganze Zeit an meinem Rechner und sabbert deine Facebook-Seite voll.«
    
    »Ha! Echt …«
    
    »Japp, er steht total auf dich, schon seitdem du nach Rhode Island gegangen bist. Hat's sich selbst die längste Zeit auch nicht eingestanden. Ist fast schon lustig das Ganze.«
    
    Aiko rief sich vage Bilder ins Gedächtnis, wie er heimliche Blicke riskierte, wenn sie bei Hannah übernachtete. Besonders wenn sie im Sommer kurze Hosen und knappe Oberteile trug. Sie hatte es abgetan, dachte, dass es nur seine verrücktspielenden Hormone waren.
    
    »Also ist er für gewöhnlich nicht so … verschlossen?« Es fühlte sich ...
    ... plötzlich eigenartig an, über Paul auf diese Weise zu sprechen. Es fiel Aiko auf, dass sie kaum etwas über ihn wusste, während seine Schwester und sie schnell Freundinnen geworden waren.
    
    Hannah schüttelte den Kopf. »Ganz und gar untypisch für ihn, dieses Verhalten. Wahrscheinlich die Flatter gekriegt.« Sie kicherte.
    
    »Nun, gut zu wissen, dass er nicht antisozial ist.«
    
    »Joa, stimmt. Wir machen uns trotzdem unsere Gedanken.«
    
    »Wieso?«
    
    »Er hat zwar seinen Abschluss geschafft, aber Mom und Dad können ihm zureden, wie sie wollen, sie kriegen ihn nicht dazu, sich zu entscheiden, wie es weitergehen soll.« Hannah blickte gedankenfern in die Diele. »Wir haben's echt schwer mit ihm, weil er nicht einsehen will, dass er seine Ausbildung weiterverfolgen und nicht einfach irgendwelche Gelegenheitsjobs in der Nachbarschaft annehmen sollte, weißt du?«
    
    Aiko war still, sie dachte zurück an ihr eigenes Abschlussjahr und wie leicht es ihr gefallen war zu entscheiden, was sie tun wollte. Es war für sie mitnichten ein Orakelspruch gewesen, was für eine Universität sie besuchen wollte, was sie studieren wollte, wo sie es tun wollte. Und es bestanden auch keine Bedenken, sobald sich ihr die Möglichkeit bot, ins Ausland zu gehen.
    
    Hannahs Stimme rüttelte sie aus ihren Gedanken. »Jedenfalls erzähle ihm bloß nicht, was ich dir erzählt habe. Sonst bringt er mich um.«
    
    *
    
    Sie verharrte kurz am Fuß von Hannahs Beischlagtreppe. Sie hatten vorläufigen Abschied nehmend Augenblicke zuvor sich ...
«1...345...18»