Timo 1v2
Datum: 05.11.2019,
Kategorien:
Betagt,
Autor: bynachtaktiv
... und schaute Stefanie an, die aus dem gegenüberliegenden Teil des Salons zu ihr gekommen war.
"Geh zurück zu deinen Nägeln", meinte Kristina lakonisch und spielte damit auf den Bereich des Salons an, den sich Stefanie als Nagelstudio eingerichtet hatte.
"Oh, heute sind wir aber wieder ganz besonders schnippisch ... ", stänkerte Stefanie ihre Freundin an.
Kristina und Stefanie waren ein Herz und eine Seele. Kennen gelernt hatten sie sich vor etwa 35 Jahren, als sie zeitgleich eine Ausbildung zur Friseuse begannen. Schon damals wollten Beide auf eigenen Beinen stehen und so schnell es ging warfen sie ihr weniges Geld auf einen Haufen und mieteten sich ein winzig kleines, aber eigenes Zimmerchen.
Von da ab blieben sie unzertrennlich und ihr Wahlspruch seit nunmehr unzähligen Jahren lautete: unser Haus, unser Salon, unsere Männer ... und waren gerade mal keine angesagt, wußten die Beiden sich ausgezeichnet miteinander zu vergnügen.
Kristina ging überhaupt nicht auf Stefanies Einwand ein. Vielmehr blickte sie wieder hinaus zur Straße, wo sich der junge Mann immer noch die Auslage betrachtete.
"Der ist aber süß", sagte Stefanie und trat einen Schritt näher ans Fenster.
"Nix da!", sagte Kristina gerade so laut, daß die Kundschaft nichts mitbekam. "Der gehört mir!"
Und weil Kristina nur zu gut über Stefanies Temperament Bescheid wußte, mußte sie handeln. Und das sofort!
Also machte Kristina einen Bogen um ihre Freundin und langte zum Türgriff. Sie blickte ...
... sich noch einmal um, bevor sie die Tür öffnete und nach draußen auf den Bürgersteig ging.
"Meiner!", sagte sie besitzergreifend zu ihrer Freundin und hatte sichtlich Spaß daran, die Liebste so überrumpelt zu haben.
*
"Hallo Sie da! Junger Mann!"
Timo schaute in Kristinas Richtung und zeigte mit dem Zeigefinger auf sich selbst.
"Ja! Sie! Haben Sie vielleicht etwas Zeit? Zeit für eine neue Frisur?"
Zuerst hielt Timo das für einen schlechten Scherz, aber als er merkte, daß die Frau es Ernst meinte, schüttelte er den Kopf.
"Das mache ich lieber selber, Ma'm." Timo blickte auf die Preise, die auf einem kleinen Kärtchen standen, welches in einer Ecke des Schaufensters lag. "Und überhaupt ... könnte ich es mir nicht einmal leisten, selbst wenn ich wollte."
"Dann machen Sie mir die Freude und lassen Sie mich Ihnen einen Haarschnitt schenken", drängte Kristina weiter.
"Man könnte meinen, Sie wüßten, daß ich heute Geburtstag habe", meinte Timo.
"Na, wenn das so ist", sagte Kristina aufgekratzt, "dann mal alles Liebe zum Geburtstag!" Dabei hakte sie sich bei ihm unter und zog ihn sanft aber bestimmt in den Salon hinein.
Ziemlich weit hinten, halb verdeckt durch ein riesiges Regal mit allerlei Farbigem und Duftendem befand sich der Chefsessel. So genannt, weil hier die Chefin, also Kristina, höchstpersönlich zu Kamm und Schere griff. Hier zu sitzen kostete zwar automatisch 50 Euro mehr, aber die Männer, deren Frauen sich hier niederließen, bekamen das eh ...