1. Zickenschlacht + Die Stellvertreterin komplett


    Datum: 08.11.2019, Kategorien: Kunst, Autor: Anonym

    ... Findest du mich wirklich so unmöglich?“
    
    Ihre Antwort braucht ein Weilchen. Dann sprudelt es aus ihr heraus:
    
    „Ich soll was gegen dich haben? Wie kommst du bloß darauf? Ganz im Gegenteil, ich bewundere dich. Ich beneide dich. Weißt du, ich wollte mich schon lange einmal hier als Modell bewerben. Habe immer wieder Anlauf genommen und stand bei Andreas vor der Tür. Aber getraut habe ich mich nie. Bin immer wieder weggegangen. Wie ist das denn? Wie fühlst du dich dabei? Bei mir prickelt es schon wie verrückt, wenn ich dich nur sehe, wie locker du das machst und wie dich alle ansehen und bewundern. Ich glaube, ich kann das nicht. So locker wie heute war es auch noch nie. Wenn mal hier ein nackter Mann Modell steht und auch noch gut aussieht, dann kriege ich richtig Pickel vor Aufregung. Wenn ich das so könnte, wie du, dann würde ich mich auch trauen, ihn anzusprechen und so weiter, du weißt schon. Der Martin zum Beispiel, der steht hier auch manchmal Modell. Da gehe ich immer mittwochs hin. Ich habe auch schon mal ganz vorn, direkt bei ihm gesessen. Ich hatte mir extra dazu ein Kleid
    
    mit sehr großem Ausschnitt angezogen und keinen BH darunter. Aber der Martin hat mich dann gebeten, mich weiter nach hinten zu setzen, weil er sonst Probleme kriegt. Seitdem lächelt er mich immer so nett an, wenn er mich sieht.“
    
    Jetzt bin ich aber erleichtert und gleichzeitig verwundert. Darauf wäre ich bei Grit ja nie gekommen. Wächst mir da eine Konkurrenz heran? Oder könnte es eine gute ...
    ... Freundin werden. Sie hat es auf den Martin abgesehen. Ich entscheide mich für Freundin.
    
    „Weißt du was, Grit? Wenn du das wirklich willst, dann wäre doch heute der beste Tag, die beste Zeit und der beste Ort dafür. Die Stimmung ist gut und locker, du bist nicht ganz alleine hier nackt und der Martin, der ist auch hier. Was meinst du, willst du es nicht versuchen? Lass doch deine Sachen einfach hier oder packe sie in einen Beutel und spaziere ganz einfach nackig oben rein, als wenn nichts wäre. Da wird bestimmt niemand was dagegen haben. Ich auch nicht.“
    
    „Meinst du wirklich? Oh, Mensch, wäre das schön, wenn ich mir das trauen würde. Gut, ich überlege es mir. Gehe du mal lieber wieder hoch, sie werden schon auf dich warten. Ich komme nach, ja?“
    
    „Aber ohne Klamotten!“ hake ich noch nach und gehe wieder an meinen Arbeitsplatz. Ob sie sich überwinden kann? Einfach wird es nicht für sie werden, weil sie schon so oft gezögert und abgebrochen hat. Das verfestigt die Angst. Da wachsen die Hemmungen. Das kenne ich vom Zahnarzt.
    
    Oben im Dachatelier hat Andreas das Ruder wieder in die Hand genommen. Es soll jetzt ernsthaft zur Sache gehen.
    
    Auf dem Podest liegt jetzt eine Matratze mit einem Laken darüber.
    
    Andreas sagt: „ Du hast jetzt gleich den schönsten Job von allen hier, Johanna, du sollst dich schlafen legen, einfach so, wie du es immer machst. Ist ein Wunsch von Helmut.“
    
    Nichts leichter als das. Ich klettere also auf die Matratze und rolle mich ein, wie ein Igel. ...
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