1. Ponyhof 02


    Datum: 11.11.2019, Kategorien: Sci-Fi & Phantasie Autor: byponygirlie

    ... der Verkäuferin zu begegnen. Sie war den ganzen Fußweg über bemüht, jedwedem Blickkontakt auszuweichen. Das gelang ihr auch ganz gut, bis sie auf dem U-Bahnsteig auf den Zug warten musste und sie ein angetrunkener Mann mittleren Alters ansprach, aus dessen tief gebräuntem Gesicht ihr die Augen eines Seefahrers entgegenblickten:
    
    „Na, seute Deern, willste nach'm Hauptbahnhof oder zu'n Hafen? Hab' noch was von mien Heuer ..."
    
    Gisela wusste nicht, was sie antworten sollte. Sie schüttelte nur ihren Kopf, als sie merkte, wie sie rot anlief, als die Umstehenden bewusst wegschauten von dem einseitigen Gespräch. Der Seemann schaute ungeniert auf ihren Busen unter der halbtransparenten Bluse, während er sich die Lippen leckte.
    
    Gisela war nur zu froh, als der Zug einlief und sie in den nächsten Wagen einstieg. Jetzt konnte sie nur hoffen, dass sie keinen ihrer Bekannten treffen würde. Sie blieb stehen, da sie sich nicht traute, sich in ihrem allzu knappen Minirock hinzusetzen. Dann sah sie, wie viele Leute in der Bahn sie mit einem kurzen Blick streiften, um dann abfällig wegzuschauen, wobei einige Frauen auch einen neidischen Blick zeigten, nach ihrer eigenen Meinung. Es gab aber auch einige Männer, die sie mit gierigen Blicken quasi auszogen. Sie war verblüfft, wie stark ihre Erscheinung die Leute polarisierte. Es war eine eigenartige Erfahrung.
    
    Dann löste eine andere Empfindung die befremdende Erfahrung ab, die sich aus der Situation ergab. Ihre Blase meldete sich klar ...
    ... und deutlich. Sie wurde wegen der längeren Bahnfahrt nervös. Dann tröstete sie sich mit der Aussicht, dass es an der Endstation ja die öffentlichen Toiletten gab. Sie hatte zwar die dringende Sorge, dass es knapp war, aber es würde schon gut gehen.
    
    Aber als sie ankam, gab es eine unangenehme Überraschung. Die Toiletten waren geschlossen! Jetzt setzte eine leichte Panik bei ihr ein. Sie hastete, so eilig wie es ihr unter diesen Umständen möglich war, zum Ausgang der Station und stieg die vielen Stufen zur Oberfläche hinauf. Auf dem Straßenniveau angekommen, blickte sie sich suchend in der Dunkelheit des Abends um. Die Kneipe mit den Toiletten war rund fünfhundert Meter entfernt. Das war einfach zu weit für ihre zum Bersten gefüllte Blase. Um sie herum strebten Menschen zur Bahnstation hin und die mit dem Zug angekommenen von ihr weg. Rechts von ihr war die Straße mit den Autos und ihren hellen Scheinwerfern und links von ihr die Häuser der Mietskasernen. Da gab es wenig Deckung und zu viele Leute. Hinter ihr gab es einen Eingang zum kleinen, dunklen Park, der allerdings als unsicher galt, da es dort schon Überfälle in der Nacht gegeben hatte. Sie ging vorwärts, da sie sich zu erinnern glaubte, dass es dann nach zwanzig Metern einen Einschnitt in der Häuserfront geben würde. Es gab ihn, er trennte zwei Blöcke durch einen drei Meter breiten Durchgang. Er war allerdings inzwischen durch Container zur Abfallentsorgung weitgehend versperrt. Es gab zwei an der Wand, bevor der ...
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