Insel
Datum: 02.01.2020,
Kategorien:
Sci-Fi & Phantasie
Autor: byGesa
... soweit gewachsen war.
„Es tut mir leid. Michelle, Du brauchst das nicht zu tun -- vielleicht gibt es ja einen anderen Weg." Michael wurde sich wohl erst jetzt richtig bewusst, dass es ein großer Gefallen war, den sie ihm tat, wenn sie einwilligte, seine Rolle als ‚agentin3' zu übernehmen.
„Das ist lieb von Dir." Sie war für einen Moment etwas still. Er wusste auch nicht so richtig, was er sagen sollte, wohl weil er ein schlechtes Gewissen bekam! Das konnte sie vielleicht ausnutzen. Damit kehrte ihr Humor wieder zurück. „Dafür werde ich den weiten Pullover, den Du vorhin für Dich ins Gespräch gebracht hast, nicht brauchen. Aber erst einmal bist Du noch einmal dran - und ich erwarte keine Ausflüchte mehr! Kontrolliere Dich im Spiegel -- ich möchte kein einziges Haar auf Deinem Oberkörper erkennen können. Ich erwarte dass Du Dir noch einmal richtig Mühe gibst!"
Michelle zog sich in das ehemalige Zimmer von Johannes zurück. Sie hatte sich die ganz alten Klamotten aus seiner Jugend vorgenommen, um sich auszustaffieren für ihre Rolle. Ihr älterer Cousin hatte Schwierigkeiten gehabt sich von Sachen zu trennen, das kam ihr jetzt zupass. Die dunkelblonde Perücke mit dem Jungensschnitt vom Karneval des vorletzten Jahres, die Freda getragen hatte, legte sie auf die Fensterbank im Bad. Sie zögerte mehrere Momente, bevor sie den Mut hatte ihre blonde Mähne hinten soweit abzuschneiden, dass eine Perücke passen würde.
Es tat ihr in der Seele weh, denn es war es das einzige ...
... weibliche Merkmal, das ihre Cousine Freda ihr neidete, denn deren eigenes dünnes, nur langsam wachsendes Haar war ihr Schwachpunkt. Und sie war sich sicher, dass Freda gewiss eine Gelegenheit finden würde, ihr das demnächst unter die Nase zu reiben. Aber es war einfach zu viel Volumen, um es unter der engen Perücke von Freda verstauen zu können. Sie versuchte den Rest des Haares unter der Perücke zu verstauen, aber es ging immer noch nicht. Seufzend schnitt sie ihre jetzt viel großzügiger ab.
Dann zog sie sich ganz aus. Sie griff sich die dunkelblau längsgestreiften Boxershorts, obwohl sie sicher war, dass diese nun wirklich nicht von der Wartungsmannschaft gesehen werden würden. Aber wenn schon, denn schon. Zudem waren es ja Klamotten von Johannes. Sie schnupperte schon einmal an dem Sweatshirt, das sie bereit gelegt hatte. Sie bildete sich ein noch etwas von dem männlichen Duft von ihrem Schwarm wahrzunehmen. Es war als ob sie mit dem Reinsteigen in die Boxershorts in eine andere Haut schlüpfen würde. Kichernd imitierte sie eine tiefe männliche Stimme und stellte sich Johannes vor, wie er im Karneval zum Tanzen aufforderte. An seiner Stelle hätte sie jeden Karneval mitgenommen und ausgiebig getanzt. Er hatte es doch als Mann so gut, er konnte jedes Mädchen zum Tanz auffordern, während sie warten musste, bis ein Junge zu ihr kam, falls sie nicht unerwünschte Bemerkungen hören wollte.
Es war toll gewesen, als sie letztes Jahr in ihrer Verkleidung als Kavalier im Frack selber ...