1. Fremde


    Datum: 08.05.2018, Kategorien: 1 auf 1, Autor: FritzTC

    Er war wirklich fleißig gewesen. Den ganzen Nachmittag hatte er mit seinem Freund für die Klausur gelernt. Trotzdem war er überrascht, wie dunkel es doch draußen war. Er blickte kurz auf die Uhr: 00:53.
    
    Trotz der späten Stunde war es ungewöhnlich warm für einen der letzten Augusttage. Warm und schwül. Im Widerschein der Laternen konnte er dunkle niedrige Wolken sehen und in der Luft lag eine Atmosphäre von Gewitter. Er machte sich auf den Heimweg. Schon bald erreichte er die Innnenstadt und ging an leeren Geschäften vorbei. Dann wurden diese wieder weniger und auch die Straße wurde dunkler.
    
    Schließlich erreichte er den Stadtpark. Er wirkte wie eine schwarze Wand. Kein Licht, keine Laterne war zu sehen. Ohne darüber nachzudenken ging er trotzdem in den Park, den er so gut kannte um schneller zu Hause zu sein.
    
    Sie war früh ins Bett gegangen. Das schwüle Wetter machte ihr Kopfschmerzen. Mitten in der Nacht war sie schweißgebadet wach geworden obwohl sie nackt geschlafen hatte. Das Bettlaken war total zerknüllt. Sie wälzte sich hin und her, aber der Schlaf wollte nicht wieder kommen. Schließlich hatte sie aufgegeben und war aufgestanden.
    
    Sie warf sich ein luftiges Kleid über den Kopf und setzte sich an den Küchentisch um ein Glas Milch zu trinken, aber immer noch erfüllte sie eine Unruhe, die sich nicht kannte. Schließlich hielt sie es in ihrer Wohnung nicht mehr aus und sie ging auf die Straße.
    
    Planlos lief sie durch die Stadt bis sie an den Stadtpark kam. Er ...
    ... war total dunkel, aber gerade das Dunkel schien sie magisch anzuziehen. Ihre ersten Schritte in den Park waren noch unsicher, aber je weiter sie hineingeriet, desto kräftiger schritt sie aus. Sie erreichte den kleinen Weiher mitten im Park und setzte sich zwischen den Büschen ans Ufer. Hier saß sie tagsüber öfters um die Enten zu beobachten; nun konnte sie überhaupt nichts sehen, selbst hier über der freien Wasserfläche war es vollkommen dunkel.
    
    Zielstrebig durchquerte er den Stadtpark. Schon nach kurzer Zeit hatte er den kleinen Weiher in der Mitte erreicht und begann ihn zum umrunden. Auch hier war es so dinkel, dass er nur äußerst schemenhaft den Weg und die Bäume und Büsche wahrnehmen konnte.
    
    "Hallo!"
    
    Er hatte das Wort nur leise gehört, aber dennoch blieb er stehen.
    
    "Hallo!"
    
    Der leise Ruf kam eindeutig von links, vom Wasser her. "Hallo?", rief er fragend in die Richtung.
    
    "Hier bin ich", antwortete die deutlich weibliche Stimme und sie kam aus der Nähe der Büsche am Ufer. Neugierig geworden tastete er sich vor und versuchte den Ursprung der Stimme zu erreichen. Die Äste streiften sein Gesicht und weil der den Weg verlassen hatte und auf Gras ging, machten auch seine Schritte kein Geräusch.
    
    Sie hatte seine Schritte auf dem Kies des Weges gehört. Sie hatte eigentlich gar keinen Anlass zu rufen, aber dennoch war ihr das erste 'Hallo' entschlüpft, bevor sie es zurück halten konnte. Sie hatte gehört, wie er stehen geblieben war, irgendwie wusste sie, dass es ...
«123»