Out of Africa - Teil 01
Datum: 13.01.2020,
Kategorien:
Nicht festgelegt,
Autor: byWespe
... empfand einen gewissen Respekt vor dem Jungen, der im Rahmen seiner Möglichkeiten schlussendlich alles richtig gemacht hatte und versuchte zu helfen.
"Ist ok, Joseph.", beschwichtigte sie ihn sanft. „Ich danke dir für dein Vertrauen. Und noch einmal: Alles was wir besprochen haben, wird John nicht erfahren. Du kannst jetzt gehen."
"Sharp?", fragte Tayo in der Tradition der Schwarzen, um sich der Ernsthaftigkeit des gegebenen Versprechens zu versichern.
"Sharp Sharp!", bestätigte Hedwig mit fester Stimme und ebensolchem Händedruck.
Als Julia etwa eine Stunde später ihr Zimmer verließ und sich zu ihrer Tante auf die Veranda setzte, überlegte Hedwig lange, wie sie ein klärendes Gespräch mit ihrer Nichte beginnen sollte. Es war ihr trotz aller Lebenserfahrung nicht wirklich klar, wie sie Julia helfen konnte, den von John begangenen Vertrauensbruch zu verarbeiten.
Die alte Dame kannte die Gegebenheiten in Südafrika gut genug, um sich darüber im Klaren zu sein, dass während des Überfalls nichts und niemand Julia hätte helfen können.
So unschön diese Wahrheit auch sein mochte, so enttäuscht sie über Johns Verhalten auch war, betrachtete man alle Details völlig emotionslos, kam auch Hedwig zu dem bitteren Schluss, dass John keine bessere Optionen gehabt hatte, als sein verbissenes Schweigen.
"Meine Liebe, wie fühlst du dich jetzt? Hast du ein wenig schlafen können?", fragte Hedwig sanft und vorsichtig.
"Danke, Tantchen, es geht mir viel besser. Das Ruhen ...
... hat geholfen."
"Hat John sich bei dir gemeldet?"
"Nein, das tut er schon lange nicht mehr.", entgegnete Julia mit Bitterkeit in der Stimme. „Ich gehe davon aus, dass er erst morgen früh wieder nach Hause kommt und ich nichts von ihm höre, solange keine unerwartete Situation eintritt."
"Es ist traurig, euch beide derart emotionslos zu sehen. Bei meinem letzten Besuch hier wart ihr ein verliebtes Paar, das einander den ganzen Tag nicht aus den Augen gelassen hat."
"Ich weiß, Hedwig. Aber das ist lange her. Es ist viel passiert seither, vielleicht zu viel."
"Darf ich dich ganz deutlich etwas fragen?"
Julia seufzte. So sehr sie Hedwigs offene Art mochte, begann die alte Dame auf diese Weise zu reden, wusste sie, dass es unangenehm werden konnte.
"Wenn es sein muss. Bitte frag!"
"Liebst du John noch?"
Hedwig hatte ihren Sessel jetzt so gedreht, dass sie ihrer Nichte forschend ins Gesicht schauen konnte.
Julias Kinn begann zu zittern. Tränen sammelten sich in ihren großen grünen Augen.
"Hedwig, du weißt, dass es mich quält, über meine Ehe zu reden.", vermied sie eine direkte Antworte.
"Julia, wenn du dein seelisches Leid bekämpfen willst, musst du dich der Wahrheit stellen!", beharrte Hedwig auf eine Aussage. „Es liegt mir fern, dir weh zu tun, aber dir muss geholfen werden."
Jetzt liefen die Tränen offen und unverhohlen über Julias Gesicht.
"Ich verachte John. Da gibt es keine guten Gefühle mehr in mir, seit ich auf diesem verdammten Tisch ...