1. Weeslower Chroniken III - 2002 - Jasmin 2. Teil - Die Eröffnung - und 3. Teil - In der Schule


    Datum: 07.02.2020, Kategorien: Kunst, Autor: nudin

    ... Alle Aufmerksamkeit richtete sich sofort wieder auf sie. Jasmin war völlig unverhofft zum Mittelpunkt dieser Klasse geworden. Dabei war sie das nie gewesen und wollte es auch gar nicht sein. Alle mochten sie, das wusste sie, alle vielleicht bis auf diese Hexe Jessica. Sie war allgemein sehr beliebt wegen ihrer Fröhlichkeit und Natürlichkeit, und natürlich begehrt bei den Jungs ob ihres hübschen Äußeren und ihres Charmes, und deshalb auch von einigen wenigen Mädchen vielleicht ein bisschen eifersüchtig beneidet. Dennoch war sie immer nur eine Randfigur in dieser Klasse gewesen, war meistens mit Max und dessen Freundeskreis unterwegs gewesen.
    
    Und nun das! Plötzlich war sie Mittelpunkt - nur völlig unfreiwillig und auf eine Art, die sie niemals gewollt hätte: als Nackt-Model!
    
    Ihr war schlecht. - Obwohl sie ein Sommerkleid trug, und einige der Mädchen an diesem heißen Tag deutlich mehr Haut zeigten als sie, fühlte sie sich, als säße sie vollkommen nackt vor den anderen.
    
    "Los, erzähl! Wie war´s!" drängte sie einer der Jungs, der ihr bis eben noch ganz sympathisch gewesen war, den sie in diesem Moment aber sehr gern gebissen hätte, am besten an einer sehr empfindlichen Stelle.
    
    Alle sahen sie erwartungsvoll an. Es war wie in einem Alptraum.
    
    "Ach Mensch, was soll ich denn erzählen?!" Sie rutschte unruhig auf ihrem Stuhl nach vorn. Aber dann seufzte sie und sah in die Runde. "Na gut..."
    
    Und so schlecht sie sich fühlte, ein wenig belustigte sie doch, wie sich ...
    ... plötzlich alle um sie herum im Kreis auf Stühle und Tische setzten und lauschten, wie in einer Märchenstunde.
    
    Sie erzählte von dem Morgen, an dem sie überraschend, obwohl sie schon Urlaub gehabt hatte, von ihrer Chefin ins `Eden` geschickt wurde, vom Ausfall der beiden Models, von Weber, von Ralph und Aron, und dass sie nun mal die einzige junge Frau dort draußen in der Einöde gewesen sei und die Zeit gedrängt habe. - Alles Heikle und Anzügliche versuchte sie zu vermeiden, lediglich das Thema Nacktheit ließ sich bei all dem nicht umgehen.
    
    „Und wie ging es Dir dabei?“ wollte Rebecca wissen.
    
    „Na wie wohl… Ich hatte echt die Hosen voll…“
    
    „Aber Du hattest ja gar keine an.“
    
    Das Lachen tat gut.
    
    Und je länger sie erzählte, desto besser ging es ihr. Es war wie ein Geständnis, wie eine öffentliche Beichte, und es fiel dabei ganz viel von ihr ab. Die Gesichter um sie herum waren gespannt, interessiert, aufrichtig teilnehmend. Und nach zehn Minuten erst bemerkte sie, dass sich die Lehrerin der nächsten Stunde auf leisen Sohlen angeschlichen haben musste und wohl schon eine ganze Weile in der dritten Reihe zuhörte.
    
    Und je mehr sie mit ihrer Geschichte in die Offensive ging, desto mehr wurde sie Herrin der Lage. Das eigene Erzählen befreite. Ihren Zuhörern gab sie dadurch, dass sie immer selbstsicherer und offener, ja teilweise sogar heiter von den einzelnen Szenen sprach, zu verstehen, dass sie zu der ganzen Sache stand, ja, dass sie sogar ein wenig darauf stolz war, dass es ...