1. Panther 1


    Datum: 14.02.2020, Kategorien: CMNF Autor: Anonym

    Brüllende Stille.
    
    Ich erwache aus einem bösen Traum.
    
    Ich bin Reisejournalistin und ich sollte eine Reisereportage über die Stadt Brasilia und ihre Touristenattraktionen machen. KONDOR-Tours hatte dazu eingeladen, anlässlich ihres 16-jährigen Bestehens.
    
    Da war doch eben noch ein summendes einsäuselndes Geräusch. Das fast als still wahrgenommene Brummen der sechssitzigen Cessna Caravan Amphibien.
    
    Gemütlich, mit großen Schwimmern. Wir wollten auf dem Wasser landen.
    
    Auf einem künstlichen See, in Brasilia.
    
    Es hatte die absolute Sicherheit und Gemütlichkeit verbreitet.
    
    Die Sicherheit der abgeschirmten Kabine.
    
    Dann: da gab es
    
    einen Knall und noch einen heftigen Stoß und weitere harte Schläge.
    
    Dann das Gefühl der Schwerelosigkeit,
    
    magenstressend weil ungewohnt.
    
    Das Gefühl, ins Unendliche zu fallen. Peitschende Hiebe der Äste. Es nahm mir die Luft.
    
    Und dann war da wieder ein anderer, rauschender Knall und eine pulsierende Erschütterung.
    
    Der Aufschlag. Ausgeliefertsein. Machtlosigkeit gegen Naturgewalten.
    
    Ja, wir sind aufgeschlagen. Wir sind durch die Bäume des Dschungels gestreift und dann irgendwo am Boden aufgeschlagen. Ich habe das alles bewusst miterlebt.
    
    Ohne es begreifen zu können.
    
    Ich lebe noch.
    
    Ich liege flach zwischen Büschen
    
    und Bäumen mitten im Dschungel von Brasilien.
    
    Ich erhebe mich und sehe an mir herunter: Alles zerfetzt.
    
    Ich selbst bin am ganzen Körper zerkratzt. Blaue Flecke und blutige Striemen.
    
    Meine ...
    ... Klamotten sind nur noch ein Sammelsurium von kläglichen Fetzen.
    
    Ich war ziemlich leicht bekleidet wegen der schwülen Hitze, bevor der Absturz kam:
    
    Ich hatte nur halblange Shorts und Tshirt an. Beide Teile sind völlig zerfetzt.
    
    Durch den Sturz in die Bäume. Aber die Bäume haben mein Leben gerettet.
    
    Und die Bäume haben meine Klamotten gefressen. Zum Lohn?
    
    Unsinn! Sie hatten ihr Spiel mit mir.
    
    Das ist jetzt aber völlig unwichtig.
    
    Wo ist das Flugzeug?
    
    Wo sind die Anderen?
    
    Ich sehe das Flugzeug nicht, ich bin allein, völlig allein.
    
    Das kann nicht sein. Wenn ich lebe, dann müssen auch andere überlebt haben.
    
    Eine einfache Rechnung.
    
    Ich hatte im Heck der Maschine gesessen.
    
    Im Heck, das plötzlich abgebrochen war.
    
    Abgebrochen im letzten Moment, als wir über die Bäume schlitterten.
    
    Wo liegt der Rumpf der Maschine?
    
    Wo sind die Anderen?
    
    Ich war die einzige Frau an Bord. Ich muss die anderen suchen.
    
    Gleichzeitig wird mir bewusst:
    
    Im schlimmsten Falle bin ich jetzt ganz allein auf mich gestellt.
    
    Soll ich es lieber lassen darüber nachzudenken?
    
    Was erwarte ich, was jetzt auf mich zukommt?
    
    Ich erwarte nichts.
    
    Ich erwarte, positiv überrascht zu werden und ich stelle mich auf das Schlimmste ein.
    
    Ich drehe eine Runde durch den lichten Dschungel und finde das Heck der Cessna.
    
    Im Heck wurde das Reisegepäck verstaut. Die Alu-Teile haben sich in den Boden gegraben und unsere Gepäckstücke sind in langer Spur im Urwald verteilt. ...
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