1. Panther 1


    Datum: 14.02.2020, Kategorien: CMNF Autor: Anonym

    ... Ich merke mir die Stelle.
    
    Aber ich will mich jetzt nicht belasten. Ich muss schnell die anderen finden.
    
    Wir sind durch die Luft gekommen. Also muss ich die Spur oben in den Bäumen suchen.
    
    Die Stille des Urwaldes ist nach dem Schreck plötzlich wieder belebt. Affen kreischen, Vögel balzen in allen musikalische Richtungen, die die Pop-Kultur noch zu entdecken haben wird.
    
    Wahnsinn! Der Dschungel brüllt wieder.
    
    Die Sonne sinkt unaufhaltsam zum Horizont herunter, die ersten Frösche stimmen sich zum Abenddämmerchor ein - erst ganz vereinzelt und plötzlich, wie eine trommelwirbelnde Woge aus Millionen von Schallblasen, eröffnen sie ihr nächtliches Konzert - die Melodie des Regenwaldes, zu der Grillen und Zikaden, Eulen, Ziegenmelker und andere Nachtvögel ihren Solobeitrag leisten - ein raubtierartiges Brüllen dazwischen stammt vielleicht von einem Hochzeit feiernden Kaiman - aber, wenn ich Pech habe, dann gibt auch der größte Räuber des Regenwaldes, der Jaguar, seinen Beitrag zum Konzert: sein Brüll-Stakkato treibt mir stoßweise Adrenalin durch die Adern.
    
    Oben in den Bäumen sehe ich die Spur der Verwüstung. Ich folge ihr. Ich folge den abgebrochenen Baumkronen.
    
    Nach einer gefühlten halben Stunde sehe ich in den Bäumen eine von meiner Schneise abweichende, viel stärkere Verwüstungsspur. Da ist die Maschine entlang gestürzt!
    
    Ich gehe der Spur nach und finde nach einer Stunde Fußmarsch die Cessna.
    
    Ich folge der Spur? Leicht gesagt.
    
    Immer wieder ...
    ... verheddere ich mich mit den kläglichen Resten meines Tshirts und meiner Shorts in den herabgestürzten Ästen und Zweigen der Bäume. Es geht nur mühsam voran.
    
    Notdürftig knote ich mir die Fetzen um den Leib und reiße rigoros überstehende Teile ab.
    
    Schließlich habe ich es geschafft. Die letzte Strecke des Weges brauchte ich nur nach der Nase laufen. Kerosingeruch und beißender Nebelqualm.
    
    Ich sehe die rauchenden Trümmer der Cessna.
    
    Der Bug ist auf der linken Seite völlig verbogen und eingedrückt. Der Pilot ist tot.
    
    Ich hatte mit ihm auf dem Flugfeld von Bahia noch zusammen einen Kaffee getrunken
    
    und ich fand, dass er ein Mann war, den ich gern näher kennenlernen würde.
    
    Sehr nahe. Ganz nahe.
    
    Nun ist er tot.
    
    Er liegt mit eingefrorener Schreckensgrimasse in den Trümmern. Kein schöner Anblick.
    
    Ich versuche, alles zu vergessen, was ich mir mit ihm erträumt hatte.
    
    Zum Glück hatten wir uns nicht näher kennengelernt.
    
    Ich muss jetzt hart bleiben. Ich erwarte noch Schlimmeres.
    
    Der Platz des Copiloten ist leer. Neben dem Flugzeug liegt eine weitere Leiche.
    
    Das muss der dicke
    
    Reise-Columnist von der BILD-Zeitung sein. Herr Wagner.
    
    Der mir immer sein Leid geklagt hatte,
    
    wegen der Bedeutungslosigkeit der Columne in seiner Redaktion.
    
    Kein Verlust. Weder für mich, noch für die Menschheit. Warum bin ich dabei so kalt?
    
    Ich werde die Beiden begraben müssen.
    
    Ich werde vielleicht an ihrem Grab einen Spruch ablassen. Vielleicht auch nur im ...
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