1. Das nächtliche Bad am See Kapitel 01


    Datum: 07.04.2020, Kategorien: Sci-Fi & Phantasie Autor: byNereia

    Bris hatte das Lager der Gruppe verlassen und war zum von Tannen und Kiefern umgebenen See gegangen.
    
    Wasser! Sie freute sich darauf.
    
    Der alte Wald, wie eine lebende Mauer, bot Schutz. Die kühle Nachtluft und der starke Duft der Harzbäume erfrischten sie und ließen schnell den Tag hastigen und wachsamen Reisens vergessen.
    
    Im Dämmerlicht wirkte der See wie eine glatte, schwarze Fläche, kaum einladend. Sie hielt inne und horchte auf. Der Wind strich leicht über die Wasseroberfläche, der Mond war silbrig glänzend gespiegelt. Sonst rührte sich nichts.
    
    Ihre Lust in das kühle Nass einzutauchen überkam sie wieder, wenn auch die nächtliche Stimmung manche Gefühle bedrückender Besorgnis der Reise wieder erweckte.
    
    Gedanken kreisten in ihrem Kopf: Wie würde es weitergehen? Alles war so unsicher. Überall lauerten Gefahren. Würde sie es schaffen, ihr Ziel erreichen? Und die Anziehung, die sie Alistar gegenüber empfand, machte alles nur noch schwerer. In seiner Gegenwart war sie oft nervös, aufgekratzt. Erregt.
    
    Kleine Wellen schwappten ans Ufer, Kiesel knirschten unter ihren Lederstiefeln.
    
    Bris ging zu einem Felsen und zog sich aus, legte alles fein säuberlich zurecht. Jetzt ins Wasser, den Kopf befreien, kühlen, den Staub der Reise abspülen!
    
    Schon der erste Windhauch brachte sie zum Frösteln und Gänsehaut überzog ihren nackten Körper. Mit schnellen Schritten war sie am Ufer und ohne viel Zögern, mit einem Satz, tauchte sie ein. Das Wasser schlug über ihrem Kopf ...
    ... zusammen und Kälte umschlang sie.
    
    Die Erschöpfung fiel schlagartig von ihr ab.
    
    Nach ein paar Metern tauchte sie auf und atmete tief durch. Sie schaute sich noch einmal um. Der Seeboden war vom Mondschein erhellt und kleine Fische ergriffen panisch die Flucht, als sie die fremde Gestalt auf sich zukommen spürten. Sie begann sich zu waschen. Der Duft der Seife umgab ihren Körper. Lavendel. Die Kühle der Nachtflut war erfrischend, ihr Atem stieg in Wölkchen zum Himmel empor. Bris tauchte wieder unter und schwamm ein paar Züge.
    
    Dann nahm sie eine Bewegung in ihrer Nähe wahr und hielt inne. Sie wandte den Kopf und sah eine Gestalt am anderen Ufer.
    
    Er hatte sie offensichtlich noch nicht bemerkt. Die Nacht hatte seine Gestalt fast komplett verschlungen, doch Bris erkannte die ihr vertrauten Umrisse, die durch das Mondlicht sichtbar waren. Alistair.
    
    Er schaute sich um, horchte, versuchte wohl das kleinste Anzeichen von Gefahr wahrzunehmen.
    
    Nichts. Nur der Wind ließ die Blätter der Bäume leise rascheln. Der Ruf einer Eule erschallte. Dann war es wieder still.
    
    Er seufzte und begann seine Kleidung abzulegen. Nicht alles, denn er schien in Gedanken zu versinken. Das tat er oft. Sie vermutet, dass er über seine Vergangenheit nachdachte. Die Gründe, warum er nun hier war. Was hätte anders sein können. Was sein wird. Vielleicht.
    
    Alistair kniete sich hin und wusch sich das Gesicht. Doch dann fühlte er ... er wurde beobachtet. Seine rechte Hand bewegte sich langsam, ...
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