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Konjunkturprogramm
Datum: 18.05.2018, Kategorien: Voyeurismus / Exhibitionismus Autor: joda36
Lange werde ich meine Kneipe nicht mehr halten können. Schon jetzt reicht das Geld gerade noch so. Das Geld sitzt einfach nicht mehr so locker bei den Leuten und die Konkurrenz zu den Raucherkneipen macht es für mich nicht einfacher. Von den versprochenen Steuervergünstigungen habe ich persönlich nichts. Als alleinstehende kinderlose Kleinunternehmerin kriegt man von dem Kuchen des Wachstumsbeschleunigungsgesetzes keinen Krümel ab. Wahrscheinlich werde ich Ende des Monats der Tina kündigen müssen. Genau genommen ist bereits aktuell gar nicht genug Arbeit, dass sich eine Aushilfe lohnen würde. Aber Tina ist jetzt schon über zwei Jahre bei mir. Sie studiert Philosophie und ist auf das Geld dringend angewiesen. Außerdem ist sie in der Zeit eine wertvolle Freundin geworden. Wenn ich sie nicht mehr weiter beschäftigen kann, wird dies sicherlich unsere Freundschaft belasten. Ich kann sie vor allem nicht lange in Ungewissheit lassen und quasi in der letzten Minute sagen, dass sie nicht mehr kommen kann. Wenn Tina heute Abend kommt, werde ich ihr die Wahrheit sagen müssen. *** Den ganzen Tag über ist mein Herz ganz schwermütig. Gleich wird Tina durch die Tür kommen. Am Donnerstag kommt sie immer etwas früher. Da hat sie nur wenige Vorlesungen. Noch weiss ich nicht, wie ich ihr das überhaupt sagen soll. Ich höre, wie sie sich nähert. Mit der ihr eigenen Leichtigkeit und Fröhlichkeit betritt sie den Raum und füllt ihn aus. Ihre Begrüßung ist heute beinahe überschwenglich. ...
... Ihr entgeht nicht meine Schwermütigkeit und fragt, was denn los sei. Ich erzähle Tina von meinen Problemen und davon, dass ich sie nächsten Monat wohl nicht mehr beschäftigen kann. Ich bin den Tränen nahe. Tina ist sichtlich erschüttert. Mit solch einer Nachricht hatte sie sicherlich nicht gerechnet. Sie scheint jedoch nicht lange zu brauchen, um diese Neuigkeit zu verdauen. Ihre Miene hellt sich sehr schnell wieder auf und dann nimmt sie mich in den Arm und drückt mich. "Keine Sorge. Das klappt schon irgendwie. Vielleicht fällt mir ja etwas ein." versuchte sie mich zu beruhigen. "Wir haben doch erst Anfang des Monats. Da kann noch viel passieren." Sie wischt mir eine Träne aus dem Gesicht, die ich nicht unterdrücken konnte. Sie drückt mich erneut ganz fest und streichelt mir über den Rücken. "Jetzt lass uns erst einmal für die Gäste die Kneipe öffnen. So können doch keine Gäste kommen." Ist das jetzt Zweckoptimismus? Glaubt sie wirklich daran, dass der Laden noch zu retten ist? Der Abend verläuft wie die ganzen letzten Abende. Die Gäste kann man an gut zwei Händen abzählen und die meisten halten sich eine Stunde an einem Getränk fest. Um Mitternacht können wir die Kneipe schliessen. Der letzte Gast ist gegangen und Neue kommen um diese Zeit nicht mehr. Zum Abschied drückt Tina mich noch einmal ganz fest und lange. Wir gehen auseinander und nachdem ich ihr den Rücken zugekehrt habe, muss ich anfangen zu weinen. *** Am folgenden Abend kommt Tina wieder recht früh. ...