1. Die Ausstellung


    Datum: 14.06.2020, Kategorien: Kunst, Autor: Anonym

    ... hin und her und beschloss, erstmal einen langen Strandspaziergang zu machen, um meinen Kopf frei zu kriegen. Es war warm, ich zog meine Schuhe aus und watete durch das knöcheltiefe Wasser der Ostsee. Als ich wieder in meinem Atelier angekommen war, stand mein Entschluss fest. Ich rief meinen Agenten an: Marco, ich mach´s. Drück mir die Daumen. Prima, ich ruf gleich Frau Bergmann an. Das wird ein Knüller, gab er freudig zurück.
    
    Am Abend der Vernissage schminkte ich mich sorgfältig, aber dezent und legte ein frisches Eau de Toilette auf. Ich gelte meine Haare sorgfältig und band sie streng zurück in einem Pferdeschwanz. Ich zog ein langes, rotes Sommerkleid und Flip-Flops an. Auf Unterwäsche verzichtete ich. Nach einem letzten Blick in den Spiegel ging ich die Treppe runter und stieg in mein Auto. Mein alter Ford sprang erst beim vierten Versuch und nach gutem Zureden an, so dass ich erst in letzter Minute an der Galerie ankam.
    
    Marco und Frau Bergmann nahmen mich am Hintereingang in Empfang und begleiteten mich nach innen. Hier, trinken Sie erstmal ein Glas Sekt, das entspannt, sagte Frau Bergmann. Zuerst wird Herr Schmitz etwas sagen, und dann kommen Sie mit Ihrem Teil. Ich wünsche Ihnen viel Erfolg, fügte sie hinzu. Sie können sich solange hierhin setzen. Sie wies auf einen Stuhl neben der Tür zur Ausstellungshalle.
    
    Die beiden gingen durch die Tür: Frau Bergmann nahm ihren Platz in der ersten Reihe ein. Sie sah unheimlich elegant aus in ihrem grauen Kostüm, den ...
    ... hochtoupierten Haaren und den hochhackigen Pumps. Marco begann seinen Vortrag mit einem kurzen Überblick über mein bisheriges Schaffen. Er schloss seinen Vortrag mit einigen Worten über mein Interesse am menschlichen Körper und seine Ausdrucksmöglichkeiten. Ich zog mein Kleid über den Kopf und meine Flip Flops von den Füßen. Nun stand ich splitternackt da und wartete auf meinen Auftritt. Mein Magen zog sich zusammen und ich bekam kaum Luft. Ich zwang mich ruhig und tief zu atmen. Langsam normalisierte sich meine Atmung wieder. Nun wird Frau Austen einige Worte an Sie richten; hörte ich Marco durch die Tür. Ich ging langsam auf die Tür zu, drückte die Klinke hinunter und trat in die Ausstellungshalle.
    
    Die Fliesen der Halle fühlten sich eiskalt unter meinen nackten Füßen an. Alle Blicke der Zuschauer waren auf mich gerichtet. Die Stuhlreihen waren voll besetzt und standen im Halbdunkel. Ungefähr 100 Personen waren zur Vernissage gekommen. Marco drehte ich um zu mir und streckte seinen Arm einladend aus. Hallo Corinna. Möchtest du nun etwas sagen? Ja danke. Äh..meine sehr verehrten.. äh.. Damen und Herren; begann ich etwas stockend und fuhr dann fort: Sie wundern sich sicher, ähm,dass ich heute so vollkommen nackt vor Ihnen stehe. Das ist aber kein so großer Schritt für mich gewesen wie Sie vielleicht denken mögen. Natürlich habe ich bis zur letzten Minute überlegt, ob ich mir nicht vielleicht doch etwas anziehen soll, bevor ich vor Sie trete.
    
    In der Tat allerdings denke ich, ...