1. Blutrache Teil 05


    Datum: 15.06.2020, Kategorien: Sci-Fi & Phantasie Autor: byKojote

    ... und überprüfte, was sie nur vage wahrgenommen hatte.
    
    Rote Blätter und Buchenrinde deuteten auf eine Blutbuche hin. Einen heiligen Baum, aber ohne besondere Heilkräfte. Doch warum rochen die Frau und die Rinde beinahe gleich?
    
    „Ich bin kein Holzfäller, Skjala", verteidigte sich Olas, aber sie hörte ihn kaum.
    
    „Vielleicht hast du uns in deiner Dummheit einen großen Dienst erwiesen", murmelte sie abwesend und trat wieder an ihr Lager.
    
    Mehr ihrem Instinkt als einer bewussten Überlegung folgend, legte sie die Rinde mit der feuchten Innenseite auf den Oberschenkel der Frau. Sofort schien diese sich ein wenig zu entspannen. Als sie gleich darauf nachsah, sträubten sich ihre Nackenhaare, denn die Wunden am Bein hatten sofort auf die Rinde reagiert.
    
    „Olas", raunte sie heiser, „Lauf zu dieser Buche und leg etwas von ihren Wurzeln frei. Bring mir ein Endstück davon. Doch hüte dich, zu viel abzutrennen. Bring mir nur ein Stück. Nicht länger als einen Finger."
    
    „Bin ich ein Bauer?", grummelte der Krieger unwillig.
    
    „Du wirst ein Eunuch sein, wenn du nicht tust, was ich dir sage", fauchte die Kriegerin ungehalten.
    
    Olas brummte etwas Unverständliches, aber er gehorchte. Wie jeder männliche Krieger aus der Sippe des Bjorn kannte er Skjalas Meinung zu der Haltung der Männer gegenüber ‚Weiberarbeiten'. Und wie die meisten hatte er kein besonderes Interesse daran, sie zu einer ihrer Lektionen zu reizen.
    
    Doch die Kartarin bemerkte nicht einmal, dass er sich auf den Weg ...
    ... machte. Sie vergaß ihn, sobald er aufhörte Widerworte zu geben, und wandte ihre Aufmerksamkeit wieder der Fremden zu.
    
    Natürlich hatte sie Vigulfs Lust entfacht und seiner Wildheit sogar widerstehen können. Und ebenso natürlich fühlte auch Skjala, wie die Flammenzungen der Triebe an ihrer Haut leckten.
    
    Dryadja
    
    nannte man die Baumgeister - die Kinder von Mutter Natur selbst. Und jeder Mann lernte, lange bevor er die erste Hitze in seinem Gemächt verspürte, wie gefährlich sie für ihn waren. Doch den Frauen der Kartaren waren sie Segensbringerinnen.
    
    Ihnen zu Ehren pflanzte eine Mutter einen Baum über der Nachgeburt jedes ihrer Kinder, sobald sie wieder auf die Beine kam.
    
    War die Rothaarige der Geist der Blutbuche, deren Rinde Olas gebracht hatte? Es musste so sein, doch wie hatten die Geächteten sie in ihre Gewalt gebracht?
    
    „Ich hoffe, du wirst auf meine Fragen eine Antwort wissen, wenn du erwachst", flüsterte die Kriegerin und strich mit der Hand sanft über die roten Haare.
    
    Der Zuneigung zu einem Naturgeist musste sie sich nicht schämen oder erwehren. Immerhin war sie selbst nur eine Sterbliche.
    
    Die Wurzel des Baumes hatte den von Skjala erhofften Effekt auf die Verwundungen. Dabei zuzusehen, wie sich offene Verletzungen und nässender Brand in halbverheilte Wunden verwandelten, war ein erstaunlicher Anblick.
    
    Ungefähr so musste es auf die Krieger wirken, wenn die erstaunlichen Heilfähigkeiten eines
    
    Wer
    
    - gleich ob Bär oder Wolf - ihn weit schneller ...
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