1. Langes Wochenende


    Datum: 20.06.2020, Kategorien: Romantisch Autor: Freudenspender

    ... Mädchen allein aufs Boot zu gehen. Aber es wäre eine Möglichkeit, dass sie nicht allein ist. Vermutlich ist es der einzige Ausweg.
    
    "Ich muss am Montag wieder zur Schule", gibt sie zu bedenken.
    
    Anna wirkt besorgt und unsicher. Ich habe den Verdacht, sie hat noch nicht ganz gecheckt, wie ich mir das vorstelle.
    
    "Das ist kein Problem. Sonntagabend sind wir wieder zurück."
    
    "Wie soll das gehen? Wie weit ist es überhaupt nach Kroatien?"
    
    "Wir fliegen."
    
    "Womit?"
    
    "Mit meinem Flugzeug."
    
    "Sie haben ein Flugzeug?"
    
    "Sonst könnten wir nicht damit fliegen", necke ich sei und versuche, die Situation etwas aufzulockern. "Wir fliegen heute hin und übernachten auf dem Boot. Morgen segeln wir los, kehren am Sonntag in den Hafen zurück und treten den Rückflug an."
    
    "Wir zwei?", wirft sie ein.
    
    "Keine Sorge, ich will nichts von dir", stelle ich klar. "Ich will dich aber auch nicht allein zurücklassen. Ganz offensichtlich weißt du nicht wohin."
    
    "Ich habe aber auch kein Geld", stellt sie klar. "Ich kann mir als armes Heimkind eine solche Reise nie im Leben leisten."
    
    "Du bist eingeladen. Es kostet dich keinen Cent."
    
    "Das kann ich nicht annehmen", wehrt sie ab.
    
    "Ob du dabei bist oder nicht, ändert nicht viel. Der Flug kostet gleich, ob ich allein fliege oder du mit an Bord bist und das Boot gehört mir. Dafür muss ich nicht zahlen. Bleibt also nur ein Bisschen mehr Essen und das kann ich mir locker leisten."
    
    "Das geht doch nicht."
    
    "Worum denn ...
    ... nicht?"
    
    "Warum sollten Sie für mich Geld ausgeben?"
    
    "Weil ich es will!"
    
    Anna schaut mich nachdenklich an. Ihre Augen werden feucht und sie ist erneut den Tränen nahe.
    
    "Das hat noch nie jemand für mich getan", schnieft sie.
    
    "Dann wird es Zeit", sage ich entschlossen. "Nimm deine Tasche und komm!"
    
    Ich werfe meine Tasche, die zum Glück fertig gepackt ist, über die Schulter und gehe in Richtung Eingangstür. Anna zögert einen Moment, nimmt dann aber doch die kleine Sporttasche, die sie dabeihat und trottet unsicher hinter mir her.
    
    ---
    
    "Sie haben ein schönes Haus", sagt sie, als wir auf dem Weg zum Flughafen sind.
    
    "Als Architekt muss man wohl oder übel in einem Vorzeigehaus wohnen."
    
    "Ich habe nicht gewusst, dass Werner einen so coolen Vater hat."
    
    "Cool warum?"
    
    "Sie nehmen mich einfach mit auf Ihre Reise. Das finde ich cool", erklärt sie. "Haben Sie keine Frau oder Freundin?"
    
    "Meine Frau ist vor etwa zehn Jahren gestorben. Sie war sehr krank."
    
    "Sie haben Werner also ganz allein großgezogen?"
    
    "Von da an schon. Was blieb mir anderes übrig?"
    
    Es entsteht eine Pause. Das ist mir ganz recht. Der starke Verkehr macht mir ein wenig zu schaffen und verlangt meine gesamte Aufmerksamkeit. Ich bemerke, wie mich Anna immer wieder verstohlen von der Seite her betrachtet.
    
    "Sie hätten rechts fahren müssen", meint sie plötzlich. "Dort geht es zum Flugplatz."
    
    "Wir nehmen den Hintereingang", erkläre ich.
    
    "Wie den Hintereingang?"
    
    "Wir müssen zu den ...
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