Die Rache
Datum: 24.06.2020,
Kategorien:
Nicht festgelegt,
Autor: byswriter
... verwischen. Als er abmarschbereit war, beugte er sich über Lilly, die still vor sich hin weinte und flüsterte: „Du kannst jetzt gehen. Ich werde dich gleich losschneiden. Leider muss ich mir dein Auto ausleihen ... und deine Kleidung. Also wirst du wohl oder übel zu Fuß nach Hause gehen müssen ... Ich hoffe, du berichtest Sergej, was geschehen ist."
Sie antwortete nicht. Ob sie froh war, dass er sie nicht noch umgebracht hatte? Mark raffte die Kleidung seines Opfers auf und steckte sie in eine Plastiktüte. Dann vergewisserte er sich, dass er keine Spuren zurückgelassen hatte, und machte zuletzt die nackte Frau von der Werkbank los. Lilly blieb regungslos über dieser gebeugt und versuchte nicht, zu fliehen. Mark warf ihr einen letzten Blick zu und verschwand. Er setzte sich in Lillys Auto und fuhr los.
Nach wenigen Kilometern hielt er an, stieg aus dem Wagen und erbrach sich am Wegesrand. Er blieb kauernd neben dem Auto sitzen und raufte sich die Haare. Was hatte er nur getan? Warum hatte er die unschuldige Frau büßen lassen für etwas, das Sergej seiner Familie angetan hatte? War er einer dieser schlechten Menschen ohne Gewissen, die zu solchen Taten fähig waren? Was würden Susanne und Emilie über ihn denken, wenn sie erführen, was er gerade Lilly angetan hatte? Mark verstand sich selbst nicht mehr und setzte sich ins Fahrzeug. Er blieb minutenlang sitzen und starrte in die finstere Nacht. Dann startete er den Motor und fuhr los. In seiner Wohnung betrank er sich bis ...
... zur Besinnungslosigkeit. Die leere Wodkaflasche lag am nächsten Morgen neben ihm auf dem Bett, als er erwachte. Mark fühlte sich elendig, und nicht nur wegen des Katers.
Er ließ die Ereignisse des gestrigen Abends Revue passieren. Was war nur in ihn gefahren, Lilly so etwas anzutun? Was war ihr Verbrechen gewesen? Dass sie die Geliebte des Mafiabosses war? Musste sie dafür bestraft werden? Mark sah ein, dass er mit seinem Zorn die Falsche getroffen hatte, und doch sah er auch im Nachhinein keine andere Möglichkeit, um sich an Sergej zu rächen. Der Russe selber war stets bewacht und von Leibwächtern umgeben. In seine Nähe würde man nicht so leicht ungesehen kommen. Mit etwas Glück würde Mark ihm eine Kugel aus der Entfernung in den Leib jagen können, aber dem Grunde nach wollte er den Kredithai nicht töten, sondern büßen lassen. Ob Lilly inzwischen bei ihrem Geliebten Bericht erstattet hatte? Wie würde der Russe reagieren, wenn er erfuhr, dass seine Geliebte von einem Unbekannten vergewaltigt worden war? Wahrscheinlich würde er Lilly unter Personenschutz stellen und herauszubekommen versuchen, welches Schwein für die Tat verantwortlich war. Mark wusste, dass die nächste Stufe seiner Rache deutlich mehr Planung und Genauigkeit erfordern würde. An sein nächstes Opfer würde er nicht so leicht gelangen können. Schon gar nicht nach dem, was mit Lilly geschehen war. Und dennoch war Mark fest davon überzeugt, dass Sergej noch nicht genug gelitten hatte. Er wollte den Russen weiter ...