Der Anstreicher
Datum: 06.07.2020,
Kategorien:
Sonstige,
Autor: route66
... aufblühen. Die übrige Figur entspricht der einer sportlichen zweiunddreißigjährigen Frau, mit der ich nun seit vier Jahren verheiratet bin. Ich war und bin stolz auf sie und stolz auf mich, daß ich als Sieger aus allen Bewerbern um sie hervorgegangen bin.
Alles im Leben hat zwei Seiten. Wer eine hübsche Frau hat, hat auch viel Konkurrenz. Wer eine hübsche Frau gewinnen will, muss sich drüber im Klaren sein, daß er sie nicht einfach einsperren kann. Verständnis und Großzügigkeit sind gefragt, Engherzigkeit ist ein Hindernis. Umgekehrt winkt eine Belohnung. Es ist die Belohnung mit einem aufregenden Ehe- und Sexleben. Wer will denn an seiner Seite eine langweilige Frau haben, der keiner Beachtung schenkt? Ich nicht.
Schon vor unserer Heirat kam es immer mal wieder zu kleinen Seitensprüngen von Biggi, um es mal dezent auszudrücken. Wenn ihr auf einer Party einer besonders gut gefiel, dann vernaschte sie ihn mal eben zwischendurch wie ein Betthupferl. Nichts ernsthaftes, nur ein kleiner Fick am Rande. Sie vertuschte es auch nicht besonders mir gegenüber. Und ich wusste das alles und habe sie trotzdem, oder vielleicht genau deswegen geheiratet. Es war mir auch klar, daß das nicht mit dem Tag der Trauung aufhören würde.
"Umgekehrt" bedeutet aber auch, daß, wenn ich mir mal einen Ausrutscher leistete, kein Ehedrama daraus gemacht wurde von ihr. Es war immer schon ein Geben und Nehmen. Wir waren uns also einig.
Es gibt aber auch noch einen zweiten Aspekt, wenn man so lebt ...
... wie wir. Ich rede vom Lustfaktor. Wenn ich bemerke, daß ein anderer scharf auf sie ist, gehen sofort alle Antennen bei mir auf Empfang, insbesondere die Antenne so ungefähr in meiner Körpermitte. Im gleichen Moment wie der andere werde auch ich scharf auf sie. Vielleicht verrückt, aber so war es immer schon. Und sie weiß das auch. Ebenso ist sie kaum zu bremsen, wenn sie merkt, daß ich was am Brodeln habe. Ich finde, wir führen eine ideale Ehe.
Zurück zu unserem Problem der Anstreicharbeiten in unserer Wohnung. Lasse, so hieß der Maler, und ich bezeichne ihn jetzt einfach mal so, würde also unsere ganze Wohnung renovieren, wenn Biggi ihm Modell steht. Ein Geschäft auf Gegenseitigkeit. Ich fragte ihn, was und wie er denn so malt. "Akt", war die kurze und präzise Antwort. War ja wohl klar. Es gibt viele hoch geschätzte und unbezahlbare Gemälde der Antike, die sich immer wieder mit dem Körper der Frau auseinandergesetzt haben. "Leda und der Schwan", höchst unanständig, sei nur als ein Beispiel genannt. Mit der Erfindung der Fotografie war es vorbei damit. Aber immer schon war die nackte Frau nicht nur ein Objekt für den Maler, sondern auch ein besonderer Genuss für den Sammler. Lauter Spanner!
Biggi bequasselte mich, was denn daran so außergewöhnlich sei. Am Strand würden doch auch alle sie nackt sehen, womit sie durchaus Recht hatte. Ich willigte ein. Da er als Anstreicher früh morgens um sieben Uhr anfing, hatte er als Maler ab sechzehn Uhr frei. Biggi arbeitet halbtags ...