Selbstlos
Datum: 20.07.2020,
Kategorien:
Partnertausch,
Autor: Ashley
Gibt es die selbstlose Liebe? Ich glaube es nicht, Liebe ist ein gegenseitiges Geben und Nehmen. Ich meine, das gilt für jede Art von Liebe, für die Liebe zwischen Mann und Frau, für die Liebe zwischen Mutter und Kind und somit sicher auch für die gleichgeschlechtliche Liebe. Wenn man in der Liebe scheinbar etwas selbstlos gibt, bekommt man es in irgend einer Form zurück, sei es als Dank oder nur in sofern, als das Glück oder die Zufriedenheit des Anderen auf einen selbst zurück strahlt.
Wir haben eine Krise, meine beste Freundin und ich. Seit Jahren haben wir ein Verhältnis miteinander und seit einem Jahr wohnen wir auch zusammen. Ach ja, ich bin Karen. Und nun bin ich in gesegneten Umständen, das heißt, ich bin schwanger. Das hätte ich mir nicht träumen lassen, aber ich freue mich, freue mich riesig.
Unsere Krise begann schon vor mehr als einem halben Jahr. Da lernte ich Marc kennen, erst mehr beruflich, dann auch privat und letztlich auch intim. Marc ist Architekt, humorvoll, sehr sensibel und künstlerisch begabt.
Ehe ich ihn kennenlernte, war ich der Meinung, ich hätte das Kapitel "Männer" für immer geschlossen. Ich hatte in Kerstin die erträumte Partnerin gefunden. Doch nun ist es geschehen, mein Herz ist zweigeteilt und als ich sah, wie Kerstin darunter leidet, hätte ich am liebsten, die Beziehung zu Marc abgebrochen. Das war oft mein Gedanke, doch dann wiederum fühlte ich das entstehende Leben in mir, das mich auch wieder sehr schnell an meine Liebe zu Marc ...
... erinnerte. Kerstin zu verlieren, war eine schmerzliche Vorstellung, nein, es muss einen anderen Weg geben. In nächtelangen Gesprächen, voller Verzweiflung und Sorge, aber in absoluter Ehrlichkeit kamen wir, Kerstin und ich, zu dem Ergebnis, dass wir das Kind gemeinsam aufziehen wollen. Marc zu heiraten stand ohnehin nicht auf meinem Zettel. Sicher, ich hab tiefe Gefühle für ihn, ganz verlieren möchte ich ihn nicht, aber den Status Quo, getrennte Wohnungen, wollten wir beide beibehalten. Doch es kam alles anders.
Kerstin wurde wieder fröhlich, wie früher und Marc war sehr häufig bei uns und spielte den besorgten "werdenden Vater" --- spielte??, ich glaube, da tue ich ihm Unrecht, inzwischen bin ich sicher, dass er es tatsächlich war. Zu meiner Freude und zur Besänftigung meiner Schuldgefühle gegenüber Kerstin, verstanden sich Marc und Kerstin immer besser. Seit wir uns alle drei einig waren, dass Kerstin und ich das Kind gemeinsam erziehen wollen, lebte sie richtig auf. Sie interessierte sich für alles, was mit meiner Schwangerschaft und der bald bevorstehenden Geburt zusammen hing. Ihr Wissensdurst war kaum zu stillen. Auch über meine Gefühle für das in mir wachsende Leben und meine Liebe zu Marc wollte sie alles wissen. In unseren manchmal endlosen Gesprächen bekam sie oft einen völlig entrückten Gesichtsausdruck, so dass ich zweifelte, ob sie mir überhaupt noch zuhörte.
Einmal fragte ich sie, ob sie sich nicht auch ein Kind wünschte. Darauf brach sie in Tränen aus und ...