Vom Leid des Erwachsenwerdens
Datum: 02.08.2020,
Kategorien:
Romane und Kurzromane,
Autor: bySashinka
... wieder über meinen sicheren Geschmack erstaunt wäre. Als Hélène das nun wieder, durch deren Aussagen, bestätigt hätte, wäre auch sie neugierig geworden und hätte mehr darüber erfahren wollen. So hätte Hélène ihr auch von den Boutique-Besuchen erzählt.
"Und weiter?"
"Nichts weiter."
"Und das nennst du 'so allerlei'? Ich finde das nicht viel!"
"Vielleicht fällt mir später noch etwas ein?"
"Schlange!" dachte ich bei mir "Was hast du vor?" Und ich beschloß, fürchterlich auf der Hut zu sein.
"Sag' mal. Wie findest du mich jetzt?"
"Sehr nett." antwortete ich, immer noch in Gedanken.
"Sehr nett? Ist das alles?"
"Nein, es ist sehr schön." immer noch abwesend.
"Nett, sehr schön.... Du hast es doch ausgesucht!"
"Ich weiß."
"Was ist denn mit dir los, Alexander?" fragte sie fast weinerlich und kam, sich mutterhaft aufführend, auf mich zugeeilt. Sie schob den Rock wieder hoch, obwohl er gar nicht lang war und ließ sich zu meinen Füßen nieder. Den linken Unterarm legte sie, sich stützend, über meine Knie und mit der rechten Hand streichelte sie meine Haare:
"Gefällt es dir hier denn nicht?" Was mache ich denn falsch? Bei Hélène bist du viel freier."
"Kein Wunder" dachte ich "Hélène hat mich auch wirklich lieb."
"Wie kommst du denn darauf? ....freier - was heißt das?"
"Du benimmst dich eben ganz anders bei ihr, habe ich das Gefühl."
"Das Gefühl täuscht dich nicht!" dachte ich und sagte:
"Das Gefühl täuscht dich."
"Hast du Hunger? Es ...
... ist ja schließlich schon Mittag."
"Ja, ein wenig."
"Soll ich uns etwas hier machen oder sollen wir essen gehen?"
"Jetzt hängt sie noch die Hausfrau raus!" dachte ich und meinte:
"Gehen wir doch lieber irgendwohin."
"Fein! Ich wechsle nur noch die Schuhe und Handtasche und dann: Alle Mann in die Boote!" versuchte sie die Stimmung aufzubessern.
Das gesamte Essen verlief zum Ende hin immer eisiger, sodaß wir uns schnell wieder auf den Weg zum Auto machten.
Als ich auf der Rückfahrt wieder neben ihr im Auto saß und sie so betrachtete, dachte ich:
"Was hab' ich nur? Neben mir sitzt der zirka 40jährige, geschenkverpackte, schrittfeuchte Prototyp des Traums aller Männer unter 99, der mir ohne jeden Zweifel an die Wäsche will, mit dem ich die verdammte Nacht verbringen werde und ich sitze da und mache in Sachen Trauerkloß? Das kann doch wohl nicht wahr sein!
"Karola, was werden wir heute Nacht machen?"
Tä-te-rä-tä! A-TTACKE! Die Kavallerie ist im Anritt! Tä-te rä-tä!
"Das hängt ganz von dir ab, Alexander!" kam es kühl.
Trööt. Die Kavallerie trat den Rückzug an.
Jetzt mußten die Diplomaten an die Front. Sonst war alles aus. Der Krieg stand vor den Toren Troja's. Jetzt war positives und innovatives Denken gefragt. Und darin war ich, glücklicherweise, schon damals Weltmeister! Wie sonst hätte ich zirka drei Jahre später, in einem Jahr, 93 Schultage schwänzen können, ohne das es auffiel? NUR durch eisernes Training und ganz frühes üben.
"Karola. ...