1. Vom Leid des Erwachsenwerdens


    Datum: 02.08.2020, Kategorien: Romane und Kurzromane, Autor: bySashinka

    ... verlangte sie eisig.
    
    Das war ihre Rache für meine Attacken. Das war sicher.
    
    Damals hätte, zu diesem Zeitpunkt, nichts ihre Stimmung geändert. Auch nicht wenn ich auf die Knie gefallen wäre, oder meinen Schwanz rausgeholt und wildwichsend, mit einer Feder im Arsch, vor ihr den 'Watussi' in seiner Originalfassung, getanzt hätte. Es war, für den Moment, absolut hoffnungslos. Und das im wahrsten Sinne des Wortes.
    
    Ich knallte mich in einen Sessel in ihrem Wohnzimmer und wartete eine geschlagene halbe Stunde, bis ich etwas von ihr vernahm:
    
    "Alexander, du kannst jetzt 'reinkommen!" Meine schlechte Laune war verschwunden. Ich wußte, ich durfte sie jetzt als Erster in ihrem neuen Kleid sehen und das im Allerheiligsten einer Frau. In ihrem Schlafzimmer. Ich war stolz. Und stolz ging ich auch hinein. Da stand sie! Da stand sie, in der Mitte des Raumes, in einer Wolke von Parfum.
    
    Ich muß ein selten dummes Gesicht gemacht haben. Ein Gesicht eben, wie es nur dann zustande kommt, wenn der Unterkiefer voll durchhängt und die Augen zu Ping-Pong-Bällen anschwillen.
    
    "Na, wie gefall' ich dir?" klein' Alexander hatte Pause.
    
    "Na sag' schon!" ungeduldig stampfte sie mit dem Fuß auf.
    
    Sie drehte sich, der Tüll flog hoch....und mir die Birne weg.
    
    Mann, was war sie schön. Die Haare perfekt, neugewandet, Strümpfe schwarznahtig, Pumps hochschwarz, Arme seidenlang behandschuht und Schmuck im Edelglanz.
    
    "Ich bin, ich, ich weis nicht was ich sagen soll."
    
    "Sag: Schön, ...
    ... schlecht, gut, mir gefällt's - sag' irgendwas! Das kann doch nicht so schwer sein?"
    
    "Hast du 'ne Ahnung!"
    
    Sie lachte. Ihre Blendaxblender waren eine gewaltige Konkurrenz für ihren Schmuck.
    
    "Nun sag schon 'was." bettelte sie.
    
    "Ich bin verzaubert. Du bist so schön!"
    
    "Danke!" sagte Sie, lief auf mich zu und küßte mich auf die Wange.
    
    "Sollen wir wieder gut sein?" bot sie an.
    
    "Ja, entschuldige. Ich habe mich dumm verhalten." schlich ich.
    
    "Es ist vorbei und alles wieder gut, OK?"
    
    "OK!" Ich war dankbar.
    
    "Du bist die Schönste!"
    
    "Das hört eine Frau sehr gerne von ihrem Kavalier!" machte sie wieder gut. "Freust du dich auf einen, hoffentlich interessanten Abend?"
    
    "Ja, sehr!" sagte ich wahrheitsgemäß.
    
    Sie hakte sich bei mir ein und wir verließen ihre Wohnung.
    
    Der Abend war wirklich sehr interessant. Viele tolle Leute. Viele tolle Statisten. Wo sie auftauchte, war sie der Mittelpunkt. Immer wieder mußte sie anstoßen, mittrinken. Champagner, Wein, rot und weiß, Whisky, Wodka, Gin und sogar Bier trank sie und mußte trinken. Von allem mehr als nur ein Schluck, sonst wären sie beleidigt, sagte sie. Ich wurde vorgestellt, herumgereicht, angetatscht, einvernommen, abgeleckt. Als wir dann von der letzten Party kamen, war es schon lange Mitternacht vorbei. Wir nahmen ein Taxi, sangen laut und der Fahrer mit uns. Unsere Stimmung war bombig! Ich war, genau wie sie, etwas beschwipst.
    
    Als sich die Aufzugtüre hinter uns geschlossen hatte, beruhigten wir uns ...
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