1. Eigentlich wollte ich nur Zigarette


    Datum: 16.09.2020, Kategorien: Erotische Verbindungen, Autor: byjannis

    ... Charlotte nicht zu enttäuschen.
    
    Ich kam mir dumm vor, meine Zwänge hielten mich in ihrem Bann. Konnte ich all das einmal loslassen? Mir blieben nur noch wenige Minuten, entscheidende Zeit, in der ich beginnen konnte, umzudenken. Ich hatte mich aus Beziehungen immer herausgewunden, künstliche Distanz hergestellt, um meine Zwänge nicht vor anderen Menschen entblößen zu müssen.
    
    Der Preis, den ich dafür bezahlt hatte, war hoch.
    
    Nie war mir jemand begegnet, der es mit mir oder ich mit ihr, länger ausgehalten hatte. Mein Entschluss, den ich vor zwei Jahren gefasst hatte, jeglichen zwischenmenschlichen Verbindungen, aus dem Weg zu gehen, meinen Eigenbrötler zu akzeptieren und alleine zu leben, war mir seinerzeit nicht leicht gefallen. Aber nach dem Debakel mit Sonja, meiner damaligen Freundin, war dies der einzig Richtige gewesen.
    
    Und nun, nach über dreißig Monaten, in denen ich meine Welt, in regelmäßige Bahnen zu lenken, versucht hatte, geschieht das, was ich als abgehakt, betrachtet hatte. Zumindest für diese Inkarnation war das Thema Liebe eigentlich schon ausgebucht. Ich fasste kurzerhand den Entschluss, nichts, aber auch gar nichts zu verbiegen, mich nicht anzustrengen, bei Charlotte einen möglichst guten Eindruck zu hinterlassen.
    
    Entweder es war möglich, dass wir und begegneten, wie wir sind, oder ich musste schnell wieder einen Weg zur Distanz finden. Eine Partnerschaft mit Eifersucht, Streit, Terror und gegenseitiger Quälerei, konnte ich mir nicht mehr ...
    ... vorstellen. Allerdings, und auch das war mir in der Kürze der zur Verfügung stehenden Zeit klar geworden, hieß das auch für mich, anders auf Charlotte zuzugehen, als ich dies bisher getan hatte.
    
    Die Tatsache, dass ich diese Frau alleine, ohne kuppelndes Zutun von Freunden oder Bekannten kennengelernt hatte, ließ mich hoffen. Es schien mir eine Ewigkeit zu dauern, bis endlich die Glocke läutete. Als ob ich niemanden erwarten würde, rief ich durch die Gegensprechanlage: "Ja, wer ist da!", ein Kurzes:
    
    "Ich!", und mein Finger presste auf den Türöffner.
    
    "Ganz oben." Versuchte ich noch, nachzulegen, hörte aber schon die Haustüre ins Schloss fallen. Meine Nervosität stieg wieder an, mein Herzschlag raste, als ob es um den Grand Prix von Monaco ginge. Der Lift im Flur ließ sein eindeutiges Geräusch hören.
    
    Ich sprang zu Tür und öffnete, damit Charlotte nicht nochmals klingeln musste. Aus Vorsicht hatte ich mir angewöhnt die Wohnungstüre immer nur einen Spalt zu öffnen und nach draußen zu sehen, wer in dem kleinen dunklen Treppenhaus stand.
    
    Charlotte sprang auf die Türe zu und stieß sie mit ihrem ganzen Schwung auf.
    
    Da stand sie, hier stand ich.
    
    Wir fielen uns im selben Augenblick in die Arme, umschlangen uns und hielten uns, in der offenen Türe stehend, für eine halbe Ewigkeit fest. Ich glaube, wir warteten beide auf ein Signal des Anderen diese Umklammerung zu lösen, aber die Freude des Wiedersehens war stärker, verlangte nach intensivem körperlichen Erspüren des ...
«12...333435...255»